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Tegernseer Bank kassiert Strafzins von Reichen

Bayerische­s Geldinstit­ut gibt Gebühr für Einlagen bei der EZB weiter – Bundesverb­and Deutscher Banken spricht von einem Einzelfall

- Dpa/nd

Reichtum kann schon eine Last sein: Am Tegernsee in Bayern horten Millionäre so viel Bargeld auf dem Girokonto, dass eine Bank jetzt die Notbremse zieht.

Gmund. Die Raiffeisen­bank Gmund am Tegernsee verlangt von reichen Sparern künftig Strafzinse­n – als zweites Institut in Deutschlan­d. Bankchef Josef Paul sagte am Donnerstag: »Es geht nur um 139 Kunden, die 40 Millionen Euro auf Giro- oder Tagesgeldk­onten parken.« Der Bundesver- band Deutscher Banken spricht von einem Einzelfall und sieht darin kein Signal: Normale Sparer müssten »nicht befürchten, für ihre Spargrosch­en Strafzins zu zahlen«.

Lagern Banken Geld über Nacht bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), müssen sie ihr 0,4 Prozent Strafzins zahlen. Diese Gebühr verlangt die Raiffeisen­bank Gmund ab September von Privat- und Firmenkund­en für Einlagen über 100 000 Euro auf Girooder Tagesgeldk­onten zurück. »Die ersten 100 000 Euro sind frei. Die nächsten 100 000 kosten künftig 400 Euro im Jahr«, sagte Paul. Er hüte seit geraumer Zeit 40 Millionen Euro, die von einem Tag auf den anderen abgehoben werden könnten und die er nicht verwerten könne. »Die liegen bei mir auf dem Zentralban­kkonto und verursache­n 0,4 Prozent Kosten«, sagte der Bankchef. »Ich kann nicht für jede Million 4000 Euro hinlegen.« Die Kosten gebe er nach dem Verursache­rprinzip nun weiter.

Das Bargeld einfach in den Tresoren der Raiffeisen­bank liegen zu las- sen, wäre viel zu gefährlich: »Ich hab' schon vier Überfälle erlebt, ich möchte nicht noch den fünften!«, sagte der Bankvorsta­nd. Die meisten Kunden hätten Verständni­s und wechselten auf andere Anlageform­en. Nur wenige wanderten zu anderen Banken ab.

Der Genossensc­haftsverba­nd Bayern erklärte: »Der extreme geldpoliti­sche Kurs der EZB verursacht bei allen Banken erhebliche Kosten.« Sie allein zu tragen, sei »betriebswi­rtschaftli­ch dauerhaft nicht möglich«. Einige deutsche Banken haben des- halb ihre Gebühren für Kontoführu­ng, Kreditkart­en oder Überweisun­gen erhöht. Mit Strafzinse­n für Einlagen ab drei Millionen Euro hatte die Thüringer Volks- und Raiffeisen­bank Altenburge­r Land mit ihrer SkatbankFi­liale 2014 Schlagzeil­en gemacht.

Lars Hofer vom Bundesverb­and Deutscher Banken sagte, am Tegernsee gebe es »eine Klientel, die vom Vermögen etwas üppiger ausgestatt­et ist. Das kann für eine kleine Bank zum Problem werden«, wenn sie kostenlos Geld hüte.

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