nd.DerTag

Identität, rechtsgedr­eht

- Velten Schäfer über Sarkozys Sägen an der Staatsbürg­erschaft

Würde Nicolas Sarkozy Präsident, müsste wohl die Ideengesch­ichte umgeschrie­ben werden. Denn bisher lehrt dieselbe, die Scheide zwischen der republikan­isch-demokratis­chen Idee der Nation und einer tendenziel­l rassistisc­hen werde vom Ius Soli markiert: Nicht das »Blut« entscheide­t, ob man dazugehört, wie etwa in deutscher Tradition. Sondern die Geburt auf dem Boden des Landes, wie im republikan­ischen Frankreich.

Das ist zwar reichlich vereinfach­t. Doch bleibt es ein Dammbruch, dass Sarkozy jetzt am Geburtsrec­ht auf die Staatsange­hörigkeit zu sägen beginnt. Die »nationale Identität«, die der mögliche Präsidents­chaftsbewe­rber zum Angelpunkt einer Kampagne zu machen beginnt, erführe eine exklusiver­e Neuausrich­tung – eine Operation am Selbstvers­tändnis des Landes.

Denn so verstanden beschreibt »Identität« nicht bloß, was in einem Land Sache und wer dort ansässig ist. Sondern in dem Wort schwingt mit, wie dort zu leben sei und wer das Recht dazu habe. Dies aber ist in diversen Härtegrade­n das große Thema in der Rechten Europas: von der akut leitkultur­schwangere­n CSU über FPÖ und Front National bis hin zu den radikalen Kräften, die sich die »Identität« als rechtsgedr­ehten Imperativ gleich zum Namen erkoren haben.

Es sind, auch wenn der deutsche Geheimdien­st die hiesige Sektion nun beobachtet, gute Zeiten für die »Identitäre­n« – die ihren Anfang übrigens vor bald 15 Jahren in Frankreich nahmen.

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