Ging es nur um ein Frühstück?
Es klingt alles ein bisschen verrückt. Der kenianische Trainer John Anzrah, ausgestattet mit der Akkreditierung des 800-MeterLäufers Ferguson Rotich, wird von Kontrolleuren der Internationalen Dopingagentur WADA, in der Mensa des Olympischen Dorfs angesprochen. Der Trainer soll eine Urinprobe abgeben. Der 61-jährige Anzrah gehorcht und gibt im Namen des 31-jährigen Kenianers Rotich seinen Urin ab. Somit soll er den Läufer vor einem positiven Dopingtest geschützt haben. Rotich ist in Rio Medaillenanwärter. Bei den Weltmeisterschaften in Peking 2015 war er Vierter.
Kenia geriet bei diesen Spielen bereits ins Zwielicht. Sie zogen ihren Leichtathletik-Delegationschef Michael Rotich aus Rio ab, da dieser seine Sportler gegen Geldzahlungen über anstehende Dopingtests informiert haben soll. Nach Medienberichten wurde dieser in Nairobi am Flughafen verhaftet.
Im Falle des Trainers Anzrah reagierte die Delegation Kenias wieder schnell und schickte den Trainer unlängst nach Hause. Dieser hatte keine Erlaubnis, sich im Olympischen Dorf aufzuhalten, da er nicht Kenias Delegation angehörte.
Anzrah bereitete lediglich ein Flüchtlingsteam auf die Spiele in Rio vor und sollte gar nicht vor Ort sein. Der Agent des Athleten Rotich, Marc Corstjens, erklärte gegenüber dem BBC, dass sein Athlet dem Trainer des Flüchtlingsteams nur seine Akkreditierung ausgeliehen hatte, sodass er in der Mensa des Olympischen Dorfs ein kostenloses Frühstück in Anspruch nehmen konnte.
Läufer Rotich kann sich nicht erklären, weshalb Anzrah die Dopingprobe über sich ergehen lassen hatte. Er selbst wurde schnell über die Vorkommnisse informiert und konnte umgehend der WADA Urin- und Blutprobe nachreichen.
Wenn die Aussagen des Agenten Corstjens stimmen, hat Rotich mit der Ausleihe seiner Akkreditierung gegen Sicherheitsbestimmungen verstoßen. Vielleicht wollte ihn John Anzrahn einfach nur vor Konsequenzen schützen.