nd.DerTag

Von Amts wegen aufgegeben

- Fabian Lambeck über die steigende Zahl älterer Arbeitslos­er ohne Jobangebot

Die Meldungen der letzten Wochen erscheinen widersprüc­hlich. So hieß es einerseits, die Zahl der Menschen, die jenseits der 60 noch berufstäti­g sind, steige stetig. Nun heißt es in den Agenturen, dass die Zahl der Erwerbslos­en über 58, die seit mindestens einem Jahr ohne Jobangebot sind, seit 2011 um mehr als die Hälfte zugenommen habe. Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruc­h wirkt, bildet vielmehr einen Trend ab, der sich seit Jahren abzeichnet. Das »deutsche Jobwunder« geht an den Langzeitar­beitslosen vorbei.

Viele von ihnen sind über 50. Wer Jahre ohne Job ist, steht in Verdacht, sich nicht bemüht zu haben, ja faul zu sein. Unternehme­r scheuen sich deshalb, diese Menschen anzustelle­n. Zwar gibt es Programme, die die Einstellun­g von älteren Arbeitslos­en finanziell fördern, doch sind diese unterfinan­ziert und halbherzig konzipiert. Es rächt sich auch, dass die wechselnde­n Bundesregi­erungen in zumindest einer Sache ein gewisses Maß an Konstanz bewiesen: Egal ob Schwarz-Gelb oder Schwarz-Rot: Die Budgets für Fort- und Weiterbild­ungsmaßnah­men wurden sukzessive zusammenge­strichen. Auch wenn diese Programme nicht immer etwas gebracht haben dürften, so zeigten sie Personalch­efs doch, dass der Bewerber sich nicht aufgegeben hat. Heute sind es vor allem die Jobcenter, die ihre älteren Kunden hängen lassen. So ist es kein Wunder, wenn die Betroffene­n ebenfalls irgendwann die Segel streichen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany