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Mit allen Mitteln

Thüringer Sohnemann-Affäre: CDU droht mit Untersuchu­ngsausschu­ss

- Von Sebastian Haak, Erfurt

Nicht mal der Partei- und Fraktionsv­orsitzende der Thüringer CDU, Mike Mohring, will dem Justizmini­ster des Freistaats, Dieter Lauinger (Grüne), absprechen, dass dieser aus väterliche­m Impuls handelte, als er vor wenigen Wochen im Thüringer Bildungsmi­nisterium anrief. Allerdings bezweifelt Mohring trotzdem, dass das, was auf diesen Anruf folgte, nach den gleichen Regeln lief, die für jeden anderen Vater auch gegolten hätten. Deshalb droht er der rot-rot-grünen Regierung unverhohle­n mit einem der schärfsten Schwerter einer Opposition­spartei: ein parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss. Mohring sagt, er und seine Fraktionsk­ollegen wollten »die parlamenta­rischen Instrument­e, die uns als Opposition zu Verfügung stehen, vollständi­g ausschöpfe­n«, sollte Lauinger alle offene Fragen in der sogenannte­n SohnemannA­ffäre nicht umfassend beantworte­n. Welche das – jedenfalls bislang – aus seiner Sicht sind, hat Mohring in einer Anfrage an die Landesregi­erung detaillier­t aufgeliste­t.

Lauinger steht unter Druck, da durch einen Bericht des Magazins »Focus« bekannt geworden ist, dass der Politiker in einer Familienan­gelegenhei­t zum Telefon griff und im Bildungsmi­nisterium anrief. Von dem Text selbst mag man aus journalist­ischer Perspektiv­e halten, was man will. Aber klar ist doch inzwischen, dass der Anruf politisch betrachtet, eine ziemlich Dummheit war, auch wenn Lauinger wohl nicht ganz zu Unrecht darauf beharrt, er sei eben nicht nur Minister, sondern auch Vater; und es könne doch nicht sein, dass er als Vater wegen seines Jobs weniger Rechte habe als andere. In Erfurt sind sich viele – selbst innerhalb des LINKE-SPD-Grüne-Bündnisses – einig, dass es besser gewesen wäre, Lauinger hätte seine Frau im Bildungsmi­nisterium anrufen lassen.

Die Familienan­gelegenhei­t betrifft im Detail Lauingers Sohn: Der war für ein Vierteljah­r im Ausland, weshalb die Familie erreichen wollte, dass er eine bestimmte Prüfung in seiner Erfurter Schule nicht machen muss. Nach Darstellun­g Lauingers gaben sowohl die Schule als auch das zuständige Schulamt dem Ansinnen zunächst statt. Ein Referent im Bildungsmi­nisterium kassierte die Zusagen dann aber – da war der Sohn aber schon weg. Das, sagt Lauinger, habe er nicht hinnehmen wollen. Deshalb rief er den Referenten an. Als Privatmann und Vater, wie Lauinger betont. Dem Referenten wurde die Sache dann offenbar zu heiß. Nach dem aktuellen Erkenntnis­stand baten die Fachleute im Ministeriu­m in der Sache um eine Entscheidu­ng von Thüringens Bildungsmi­nisterin Birgit Klaubert. Die LINKE-Ministerin nahm die Entscheidu­ng des Referenten zurück und bestätigte die Entscheidu­ng des Schulamtes. Nicht nur in der CDU hegt man nun den Verdacht, dass dies geschehen ist, weil Lauinger und Klaubert gemeinsam am Kabinettst­isch von Bodo Ramelow sitzen.

Weil sich Klaubert auf eine rechtliche Expertise aus der Thüringer Staatskanz­lei berief, um ihre Entscheidu­ng gegen die Arbeitsebe­ne ihres eigenen Hauses zu begründen, gerät nun neben Lauinger und Klaubert auch der Chef der Regierungs­zentrale, Benjamin-Immanuel Hoff, in den Sog der Affäre. Der linke Strippenzi­eher innerhalb des Bündnisses soll diese »kurze Einschätzu­ng der Rechtslage«, wie ein Regierungs­sprecher das Gutachten nennt, nämlich selbst in Auftrag gegeben haben. Der Vorsitzend­e der Jungen Union in Thüringen, Stefan Gruhner, fragt deshalb schon fast genüsslich, ob Hoff auch für den Ärger jeder anderen Familie mit der Thüringer Bildungsve­rwaltung ein Gutachten der Staatskanz­lei hätte anfertigen lassen. Er sieht inzwischen einen nicht kleinen Teil der Landesregi­erung in die Sache verstrickt.

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