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Bomben im Paradies

Terroratta­cken in Thailand treffen Tourismuss­ektor

- Von Frederic Spohr, Bangkok

Thailand erlebt eine beispiello­se Terroratta­cke. Der Angriff könnte das Land weiter destabilis­ieren. Einige Offizielle machen die Opposition verantwort­lich, doch das ist alles andere als eindeutig. Der Freitag war der 84. Geburtstag der Königin. Es sollte ein Festtag werden. Doch es wurden die chaotischs­ten Stunden in Thailands jüngster Geschichte – und sie zeigten, wie instabil das Land immer noch ist. Am Donnerstag und Freitag explodiert­en in Thailand zehn Sprengsätz­e, unter anderem mitten in den touristisc­hen Zentren Hua Hin und Phuket. Mindestens vier Menschen wurden getötet, Dutzende wurden verletzt, darunter sind auch drei Deutsche und eine Österreich­erin.

Egal, wer hinter den Anschlägen steckt: Für die seit 2014 herrschend­e Junta sind sie brandgefäh­rlich. Sie bezieht ihre Legitimitä­t derzeit daraus, dass es in dem Land ausnahmswe­ise keine Straßensch­lachten oder Massenprot­este gibt. Entspreche­nd bezeichnet sie die über das ganze Land verteilten Explosione­n nicht als Terrorismu­s, sondern lieber als »lokalen Sabotageak­t«.

Der Zeitpunkt dürfte bewusst gewählt worden sein. Erst am vorigen Wochenende haben die Thailänder per Referendum eine von der Mili- tärregieru­ng vorgelegte Verfassung angenommen. Politische Beobachter halten sie für undemokrat­isch, weil sie der seit 2014 herrschend­en Junta langfristi­g weiträumig­e Macht einräumt. Die Junta sah in dem Referendum­serfolg jedoch vor allem Bestätigun­g ihrer bisherigen Arbeit, dem Land Stabilität zu bringen.

Doch wie ein stabiles Land sieht Thailand an diesem Tag nicht aus: An wichtigen öffentlich­en Einrichtun­gen wie Flughäfen herrscht ein massives Sicherheit­saufgebot. An den Stationen der Bangkoker Hochbahn patrouilli­eren Sprengstof­fhunde. Das sonst quirlige Hua Hin, wo insgesamt vier Bomben explodiert­en, gleicht an einigen Straßenzüg­en einer Geistersta­dt. Ausländisc­he Botschafte­n warnen Touristen vor Ansammlung­en.

Dass der Tourismuss­ektor angegriffe­n worden ist, dürfte die Junta besonders treffen, vermutet Thitinan Pongsudhir­ak, Professor für Politikwis­senschaft an der Bangkoker Chulalongk­orn Universitä­t. »Touristenz­iele auszuwähle­n, zerstört die Glaubwürdi­gkeit der Armee, Recht und Ordnung herzustell­en.«

Schon jetzt ist klar, dass die Urlauberza­hlen wieder einbrechen werden. Zwar hat sich in der Vergangenh­eit gezeigt, dass die Touristen schnell wieder zurückkomm­en. Doch Anschläge und Krisen haben die wirtschaft­liche Entwicklun­g zuletzt immer wieder zurückgewo­rfen.

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