Kiew erwägt Visumpflicht für Russen
Verschärfte Spannungen nach Vorwürfen Moskaus
Kiew. Nach den russischen Sabotagevorwürfen gegen Kiew zieht die Ukraine eine Visumpflicht für Russen in Betracht. »Wir müssen die Einreise vom Territorium Russlands scharf kontrollieren«, sagte Außenminister Pawel Klimkin der Agentur Interfax in Kiew. Aber es bleibe die Frage, ob eine Visumpflicht dabei helfen könne, russische Agenten herauszufiltern. »Eine eindeutige Antwort sehe ich hier nicht.« Zudem bestehe die Gefahr, dass Moskau Fälle von abgewiesenen Russen, die ihre Verwandten nicht besuchen können, zu Propaganda nutze, sagte Klimkin am Freitag. Ebenso stehe die Frage des Abbruchs der diplomatischen Beziehungen im Raum. »Der Hauptsinn der Beziehungen besteht darin, dass wir Ukrainern helfen, von denen es auf dem Territorium der Russischen Föderation mehr als vier Millionen gibt«, so der Diplomat.
Moskau hatte am Mittwoch über angeblich verhinderte Anschläge ukrainischer Saboteure auf der von der Ukraine abgespaltenen Halbinsel Krim informiert. Darauf warf Präsident Wladimir Putin Kiew Terror vor und drohte mit einer harten Reaktion. Die Ukraine weist die Vorwürfe zurück. Medien verbreiteten ein Video mit dem angeblichen Geständnis eines Ukrainers; der Mann wirkte misshandelt. Das Außenministerium in Moskau legte auch die Identität eines zweiten Festgenommenen offen.
Zu den neuen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine schrieb die Moskauer Tageszeitung »RBK« am Freitag:
»Die Krim-Krise beunruhigt um so mehr, als dass es dort zuletzt relativ ruhig war. Tausende Ukrainer besuchten Verwandte oder machten Urlaub. Was nun geschehen ist, darüber kursieren mehrere Versionen. Je nach politischer Präferenz glaubt man entweder die eine oder die andere. Alle Versionen gehen davon aus, dass der Konflikt nicht zufällig geschah. Russland hat im Fall der Ukraine den gleichen Fehler gemacht wie in Syrien. Die Operation wurde als Werkzeug gesehen, bestimmte Probleme zu lösen.«