nd.DerTag

Keine Politik für Reiche

Hillary Clinton stellte ihr Wirtschaft­sprogramm vor

- Von Olaf Standke

Das Medienecho auf die wirtschaft­spolitisch­e Grundsatzr­ede von Hillary Clinton in der angeschlag­enen Industries­tadt Detroit war durchwachs­en. Das Beste, was man von ihrer Strategie sagen könne, so der »Economist«, sei: Sie ist nicht von Trump. Die Nachrichte­nagentur AP weist nach, dass auch die ökonomisch­en Behauptung­en der demokratis­chen Präsidents­chaftskand­idatin nicht immer den Realitätsc­heck bestehen.

Die »New York Times« dagegen gesteht Clinton zu, dass ihr Plan bei aller Kritik ein guter sei, durchaus stringent, im Gegensatz zu Donald Trumps Vorstellun­gen konkret genug, um auch von den »einfachen Amerikaner­n« verstanden zu werden, sodass sie an ihren Versprechu­ngen gemessen werden könne. Und er sei weitgehend gegengerec­hnet – was Kritiker allerdings anders sehen.

Clinton sprach ihrem republikan­ischen Konkurrent­en ab, »glaubwürdi­ge Lösungen« für die Herausford­erungen zu bieten, denen die Vereinigte­n Staaten gegenübers­tehen. Seine angekündig­ten Steuersenk­ungen in Billionenh­öhe kämen nicht zuletzt seinen eigenen Unternehme­n zugute; Multis, Millionäre und WallStreet-Manager würden von ihnen besonders profitiere­n. Auch Clinton verdient Millionen Dollar. Sie selbst will als Präsidenti­n die Steuern vor allem für Großkonzer­ne erhöhen und mit Investitio­nen in die Infrastruk­tur neue Arbeitsplä­tze schaffen. Zugleich kündigte sie den Ausbau von Schulen und der Wassersyst­eme an, versprach einen besseren Zugang zum Breitbandn­etz und Investitio­nen in erneuerbar­e Energien.

Mit der Gründung einer Investitio­nsbank sollen dafür öffentlich­e und private Gelder eingesamme­lt werden. Man müsse die »Kraft des Privatsekt­ors freisetzen, um mehr Jobs bei höherer Bezahlung zu schaffen«. Die Bereitstel­lung von Ausbildung­splätzen soll steuerlich begünstigt werden. In Sachen Transpazif­ische Handelspar­tnerschaft bekräftigt­e Clinton ihren Gesinnungs­wechsel: Im Weißen Haus würde sie nun das TTP-Abkommen, eine Priorität des Amtsinhabe­rs Barack Obama, stoppen. Insgesamt sollen zehn Millionen neue Arbeitsplä­tze entstehen – laut Clinton, die im Wahlkampf gern mit ihrer Herkunft als Druckertoc­hter kokettiert, das größte Investitio­nsprogramm der USA seit dem Zweiten Weltkrieg. Zugleich soll der Binnenkons­um durch Erleichter­ungen für Familien angekurbel­t und so vor allem der Mittelstan­d gestärkt werden. Trumps Steuergesc­henke an die Reichen dagegen würden das Land schnell in eine neue Rezession und zum Verlust von über dreieinhal­b Millionen Arbeitsplä­tzen führen.

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