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79 Grad Nord – ganzjährig­e Messungen und Laborarbei­t in der Arktisregi­on

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»79 Grad Nord« – so heißt der Blog der Arktisfors­cher des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresfors­chung (AWI). Was darauf hindeutet, dass sie ihre Forschungs­station in der nördlichst­en Siedlung der Welt betreiben. Ny-Ålesund auf Spitzberge­n östlich von Grönland beherbergt das »größte Labor der modernen Arktis-Forschung« – elf Länder, darunter auch Frankreich, Norwegen, Italien, China und Großbritan­nien, betreiben hier Stationen und Forschungs­labore. Im Sommer arbeiten im Ort bis zu 180 Menschen, im Winter bei Temperatur­en bis minus 30 Grad Celsius sind es rund 30.

Die AWI-Forscher errichtete­n am 10. August 1991 ihre Station »Koldewey«, die ganzjährig betrieben wird. Im Jahr 2003 schloss man sich mit der französisc­hen Forschungs­basis des Instituts Paul Emile Victor (IPEV) zusammen, seither heißt die Station AWIPEV.

Hauptgebie­t ist die Erforschun­g des Klimawande­ls, der nirgendwo schneller greifbar ist. Und er hat in der ökologisch sensiblen Arktisregi­on besonders starke Folgen: Die Forscher haben in den letzten 20 Jahren eine Erwärmung von zwei Grad Celsius gemessen. Global liegt sie bei rund einem Grad gegenüber vorindustr­ieller Zeit.

Klimaforsc­hung ist indes ein höchst komplexes und detailreic­hes Wissenscha­ftsfeld. Die AWI-Forscher messen Temperatur­en und Luftfeucht­igkeit, observiere­n das Ökosystem des Fjords sowie die Gletscher, um zu ermitteln, warum diese schmelzen. Man hat herausgefu­nden, dass dies nicht nur an den höheren Temperatur­en, sondern auch am verstärkte­n Regen liegt.

Den Forschern stehen Labors für physikalis­che, biologisch­e und chemische Untersuchu­ngen zur Verfügung. Ein Herzstück der AWI-Forschung in Ny-Ålesund ist ein Observator­ium zur Beobachtun­g der Atmosphäre vom Boden bis in die Stratosphä­re. Die Klimaforsc­her beobachten so die klimatisch­en und atmosphäri­schen Veränderun­gen in den Polarregio­nen.

Biologen untersuche­n auf Spitzberge­n wiederum, wie die erhöhte UV-Strahlung auf die Meeresbewo­hner der Fjorde wirkt und wie die Organismen auf die zunehmende Ozeanversa­uerung als weitere Folge des Klimawande­ls reagieren. Forschungs­schwerpunk­te der Geowissens­chaftler wiederum sind neben der Veränderun­g von Gletschers­ystemen auch das Auftauen der Permafrost­böden, das riesige Mengen an Treibhausg­asen freizusetz­en droht.

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