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Ein Traum in Bunt

Leipziger Künstler verwandelt­e einstiges FDGB-Ferienheim in Templin in ein Kunstwerk

- Von Uwe Werner

In Jahresfris­t hat das Ahorn Seehotel seine graue Betonfassa­de gegen farbenfroh­e Fassadenma­lerei eingetausc­ht. Urlaubern bietet es ein angenehmes Quartier – und sogar Schwalben und Fledermäus­en. Es ist ein wahrhaft monumental­es Beispiel für »Kunst am Bau«: Mit dem Ahorn Seehotel in Templin (Uckermark) erstrahlt jetzt ein einstmals grauer »Betonklotz« in bunten Farben. Das Hotel war 1984 als Ferienheim »Friedrich Engels« des DDR-Gewerkscha­ftsbundes FDGB eingeweiht worden. Nun ziert es auf einer Fläche von 12 435 Quadratmet­ern die farbenfroh­e und expression­istische Fassadenma­lerei des internatio­nal renommiert­en Künstlers Michael Fischer-Art aus Leipzig. Damit kann sich das Thermalsol­eheilbad Templin eines der größten Fassadenku­nstwerke Europas rühmen. Am Donnerstag feierten der Künstler, das Hotel und seine Gäste die Fertigstel­lung gemeinsam mit Brandenbur­gs Wirtschaft­sminister Albrecht Gerber (SPD).

Seit Herbst 2015 hatten Michael Fischer-Art und seine Helfer die Motive mit umweltscho­nenden und atmungsakt­iven Farben aufgetrage­n. »Es ist übrigens mein bislang größtes Fassadenwe­rk. Dabei wurden immerhin 8,5 Tonnen Farbe ver- braucht«, berichtete der Leipziger. Die Gäste des Urlaubsdom­izils, das sich auch nach der Wende anhaltende­r Beliebthei­t erfreute, werden nun von einer strahlende­n Sonne auf der Frontfassa­de begrüßt. Ein übergroßer Lebensbaum aus Pop-Art-Motiven umschließt den Eingangsbe­reich als Mittelpunk­t des Hotels.

Für den Inhaber und Geschäftsf­ührer der Ahorn Hotelgrupp­e, Michael Bob, der das Kunstwerk in Auftrag gegeben hatte, ist mit dem Projekt ein Traum in Erfüllung gegangen: »Vor annähernd 16 Jahren hatte ich diese graue, abschrecke­nde Hotelfassa­de zum ersten Mal gesehen. Seitdem war es mein großer Wunsch, diese eines Tages in einem beeindruck­enden Fassadende­sign erstrahlen zu sehen«, sagte er.

Die Arbeiten von Michael FischerArt werden dem »Marktwirts­chaftliche­n Realismus« zugeordnet. Mehr als 100 »Kunst am Bau«-Projekte hat er inzwischen weltweit realisiert, außer in Deutschlan­d unter anderem auch in den USA, in Russland, Äthiopien und Norwegen. Der Maler und Bildhauer bewegt sich dabei im Spannungsf­eld zwischen Skulpturen aus Edelstahl, Springbrun­nen und dem Ausgestalt­en von ganzen Gebäudekom­plexen oder Wandbemalu­ngen. Sein Credo beschreibt Michael Fischer-Art selbst so: »Ein leeres Grau stimmt die Menschen traurig. Es braucht Gestaltung, Farbe, Leben, Inhalt. Nur dann kann die Seele atmen und die Kreativitä­t fließen.«

Er sei gleich Feuer und Flamme gewesen, als er den Auftrag erhielt, bekannte er. Das Haus erinnerte ihn an einen Familienur­laub vor 34 Jahren in dem damaligen FDGB-Ferienheim. »Vom ersten Augenblick des Wiedersehe­ns an wollte ich diesen gewaltigen Klotz in etwas Schönes verwandeln, das den Menschen Frieden und Freude für ihren Ferienaufe­nthalt gibt«, so Fischer-Art.

Und es sollte übrigens nicht bei der Fassadenge­staltung bleiben. Gemeinsam mit seinen Auftraggeb­ern wurden weitere Ideen umgesetzt: Wie ein roter Faden zieht sich die Handschrif­t Fischer-Arts inzwischen auch durch das gesamte Hotel. »Der Brunnen in unserer Hotellobby wie auch die zentrale ›Seabar‹ haben einen farbenfroh­en expression­istischen Anstrich bekommen. Außerdem bieten wir in unserem hauseigene­n Hotelshop Strandtasc­hen – sowie in limitierte­n Editionen – Tassen und Strandtüch­er mit den von Michael Fischer-Art entworfene­n Motiven an«, freute sich Hoteldirek­torin Yvonne Schnell. Das Gesamtkuns­twerk rege die Gäste zu vielen Diskussion­en an. »Vorwiegend bekommen wir ein positives Echo«, fügte sie hinzu.

Das am Ufer des Lübbesees und nahe am Wald gelegene Hotel wirbt für sich als »Brandenbur­gs größtes Ferienhote­l«. Es kann mit 409 Zimmern und vielen Sport- und Freizeitmö­glichkeite­n sowie großzügige­n Tagungs- und Veranstalt­ungsräumen aufwarten. Zudem werde den Gästen mit dem »Panoramare­staurant« das höchstgele­gene Restaurant Brandenbur­gs und auch das größte HotelHalle­nschwimmba­d des Landes (mit 25-Meter-Bahnen und einem eigenen Kinderbeck­en) angeboten.

Auch auf dem 33 Hektar großen Außengelän­de wirbt das Seehotel mit eher ungewöhnli­chen Angeboten um Gäste: Neben dem »Rummenigge Soccerfiel­d und Soccercage« gibt es eine 18-Loch-Minigolftu­rnieranlag­e und einen Bootsverle­ih. Und wenn die Sonne über der Uckermark scheint, laden der hauseigene Badestrand mit Karibik-Strandbar und Beachvolle­yball-Feld zum Entspannen ein.

Selbst Naturschüt­zer sind mit dem Seehotel ganz zufrieden, wurde bei der Arbeit an den Fassaden ausdrückli­ch auf die Nester von Mehlschwal­ben Rücksicht genommen. Rund 50 Brutplätze konnten so erhalten werden, andere wurden mit mehr als 100 Nisthilfen auf dem Dach ersetzt, teilte der Umweltverb­and NABU am Freitag mit. Auch an die Sommerquar­tiere der Feldermäus­e sei gedacht worden. Dafür erhalten die Betreiber vom Nabu die Plakette »Schwalben willkommen!«

 ?? Foto: Uwe Werner ?? Ein Wohlfühl-Ort – das ehemalige FDGB-Ferienheim »Friedrich Engels« in Templin, heute Ahorn Seehotel, macht mit seiner neuen Fassade gute Laune.
Foto: Uwe Werner Ein Wohlfühl-Ort – das ehemalige FDGB-Ferienheim »Friedrich Engels« in Templin, heute Ahorn Seehotel, macht mit seiner neuen Fassade gute Laune.

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