Veto gegen »Wittenburg Village«
Schwerins Stadtrat lehnt Mega-Einkaufszentrum ab
Ob die Pläne für das umstrittene Outlet-Center »Wittenburg Village« südlich von Schwerin jemals verwirklicht werden, ist nun völlig offen. In einem aktuellen Beschluss der Schweriner Stadtvertretung heißt es: »Die Oberbürgermeisterin wird beauftragt, einer raumordnungsrechtlichen Zulassung des Factory-Outlet-Centers in Wittenburg durch das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung zu widersprechen.« Mit diesem Votum folgte die Mehrheit der Parlamentarier einem Antrag der CDU-Fraktion. Und wenn es ihr auch schwerfällt, weil sie das 75-Millionen-Vorhaben nicht in Bausch und Bogen ablehnt – Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow (LINKE) muss der Weisung des Kommunalparlaments folgen.
Sie muss, dem Beschluss entsprechend, gegenüber dem Land Mecklenburg-Vorpommern bekunden: Die Hauptstadt will nicht, dass 36 Kilometer von ihr entfernt gleich neben der Wintersporthalle »Alpincenter« an der Autobahn 24 ein Einkaufszentrum mit etwa 65 Geschäften nebst 110 Ferienhäusern, Schwimmhalle, Spaßbad, Sauna und zusätzlichen Hotelzimmern errichtet wird.
Der umstrittene Konsumtempel, für dessen Besucher 1600 Parkplätze bereitstehen sollen, soll nach den Vorstellungen seiner Planer ab 2018 jährlich rund 1,5 Millionen Kunden anziehen: potenzielle Käufer für Markenartikel zu günstigen Preisen. Diese Aussicht bereitet nicht wenigen Einzelhändlern in Schwerin seit geraumer Zeit Angst. Sie befürchten, »Wittenburg Village« könnte sowohl Kaufkraft als auch Fachpersonal aus Schwerin abziehen. Dadurch wiederum würde die Position der Stadt als Oberzentrum in Westmecklenburg geschwächt. So sieht das auch die Mehrheit der Stadtvertretung.
Kommunalpolitiker aus der Umgegend der Landeshauptstadt dagegen, unter ihnen Wittenburgs Bürgermeisterin Margret Seemann (SPD) und ihr Amtskollege Thomas Möller (LINKE) aus Hagenow, meinen, das Outlet-Center könnte sich durch den Kundenzustrom positiv auf die gesamte Region auswirken – durchaus auch auf Schwerin. Derselben Ansicht ist die Van-der-Falk-Gruppe, die bereits das Alpincenter sowie das nahe gelegene Hotel betreibt und zu den Investoren des Village-Projekts gehört.
Angelika Gramkow sucht nun nach einem Kompromiss, der beiden Seiten gerecht wird. »Natürlich geht Innenentwicklung vor Außenentwicklung, aber das geplante Feriendorf und das Spaßbad und die Werbung für die Region – davon kann auch Schwerin profitieren«, zitiert die »Schweriner Volkszeitung« die Oberbürgermeisterin, die sich so auf einer gemeinsamen Veranstaltung der Industrie und Handelskammer sowie der Handwerkskammer äußerte. Dort betonte sie: »Wir brauchen Kooperation statt Konfrontation.« In diesem Sinne, so berichtete Gramkow, habe sie bereits mehrere Gespräche geführt.
Die Investoren haben bereits signalisiert, dass es das Feriendorf und das Spaßbad nur dann geben wird, wenn auch das Outlet-Center entsteht. Dessen Bau steht jedoch neben dem Veto der Stadt Schwerin ein weiteres Hindernis im Weg – das Entwicklungsprogramm des Landes MecklenburgVorpommern. Es besagt: Großflächiger Einzelhandel soll den Innenstädten vorbehalten bleiben, Verkaufsflächen mit mehr als 5000 Quadratmetern – das Outlet-Center hätte 13 000 – dürfen nur in Oberzentren entstehen. Zu ihnen aber zählt Wittenburg nicht. Ob es in diesem Fall eine Sondergenehmigung geben wird, die von dieser Norm befreit, ist fraglich.