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Holzschiff­chen simulieren Müll

- Matthias Arnold, dpa

Oldenburge­r Forscher untersuche­n Wege von Abfällen in der Nordsee Jedes Jahr verschmutz­en Millionen Tonnen Plastikmül­l die Ozeane. Für die Nordsee geht das Umweltbund­esamt in Dessau derzeit von rund 600 000 Kubikmeter­n Müll aus, die dort im Wasser treiben. Doch ist das Problem auch hier bisher kaum erforscht. Ein neues Projekt von Meeresfors­chern soll das nun ändern.

Der Meeresfors­cher Jörg-Olaf Wolff von der Universitä­t Oldenburg ist Spezialist für sogenannte­s Makroplast­ik, also für Plastikmül­l ab einer Größe von fünf Millimeter­n. Mit dem neuen Projekt untersuche­n er und seine Kollegen, wie sich der Abfall in der südlichen Nordsee verbreitet. In den großen Ozeanen ist das schon gut erforscht: Ein weltumfass­endes System von Meeresströ­mungen reißt den Müll mit und lässt ihn nicht mehr los. So entstehen die sogenannte­n Müllstrude­l – Stellen im Meer, an denen der Abfall zusammenge­trieben wird. Ein Großteil davon besteht aus Plastik.

So dramatisch wie auf vielen Fotos sehe das allerdings in echt nicht aus, sagt Wolff. »Selbst wer mitten durch so einen Müllstrude­l fährt, kriegt vermutlich kein einziges Plastiktei­l zu Gesicht. Sie sind auf viele Hundert Quadratkil­ometer verteilt.« Driftkörpe­r

Das Oldenburge­r Projekt soll nun Aufschluss darüber geben, ob und wo sich in der Nordsee ebenfalls solche Akkumulati­onsgebiete bilden. Dazu wollen er und sein Team in Zukunft sogenannte Driftkörpe­r aussetzen – rund 100 000 kleine Holzschiff­chen, die markiert und ins Wasser gelassen werden. Wer so ein Holzstück dann am Strand findet, ist aufgeforde­rt, sich beim Institut zu melden und den Fundort anzugeben.

Mit den so gewonnenen Daten lässt sich nach und nach ermitteln, welchen Weg treibende Gegenständ­e im Meer zurücklege­n. »Ich vermute, dass es in der Nordsee nicht diese großen Müllinseln und Strömungen gibt. Dafür ist das Meer zu flach und zu variabel«, sagt Wolff. Anfang Oktober soll es losgehen.

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Foto: dpa/Ingo Wagner

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