Veränderungen brauchen Zeit
Grundlegende Veränderungen vollziehen sich nicht in kurzer Zeit, es braucht manchmal Jahrzehnte, ja Jahrhunderte, bis eine Epoche zu Ende geht und bis eine Gesellschaft sich so gewandelt hat, dass sie von den Ahnen nicht mehr erkannt werden würde. Tiefgreifende Umwälzungen sind zudem nie nur politischer, sondern vor allem kultureller Natur. Weshalb auch die Zeit, die als 68er-Revolte in die Geschichte einging, so erfolgreich war: Sie hat in den privaten Entscheidungen und Lebensweisen nachdrücklich ihre Spuren hinterlassen und zu einem Bildungsaufbruch geführt, der nicht nur formal die Eliten ausgetauscht hat. Welche Revolution des 20. Jahrhunderts kann das sonst von sich behaupten?
Die Apartheid in Südafrika ist erst seit 20 Jahren Geschichte. Und es scheint aus der Entfernung so zu sein, dass die Revolution sprichwörtlich ihre Kinder frisst. Die Nachfahren der einst Unterdrückten stehen heute selbst am Pranger. Zudem sind die Schranken, die bis zu Beginn der 1990er Jahre durch die sogenannte Rassentrennung politisch aufgestellt wurden, heute mehr denn je sozialer Art: Wer es sich leisten kann – und das ist vornehmlich die weiße Oberschicht – schickt seine Kinder auf die teuren, aber guten Privatschulen und -universitäten.
Dennoch ist auch eine schwarze Mittelschicht entstanden, die Rechte einfordern kann, und dies ganz einfach deshalb, weil sie gebildeter ist als noch vor 30 oder 40 Jahren. Das ist der Keim, aus dem Veränderung erwächst.