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Kurden wollen IS-Hochburg abriegeln

Dutzende Syrer in Aleppo bei Angriffen getötet / Steinmeier fordert humanitäre Hilfe aus der Luft

- Agenturen/nd

Der IS gerät in Syrien und in Irak immer mehr unter Druck. Nach Eroberung der Stadt Manbidsch wollen kurdische Kämpfer nun die Versorgung der IS-Hochburg Al-Rakka abschneide­n.

Berlin. Nach der Vertreibun­g des Islamische­n Staats (IS) aus der wichtigen syrischen Stadt Manbidsch wollen die kurdischen Kämpfer die Dschihadis­tenhochbur­g Al-Rakka isolieren. Die zweite Phase des Vorstoßes gegen die Terrormili­z in Nordsyrien werde sich auf die Region um die Stadt Al-Bab konzentrie­ren, sagte Idriss Nassan, Sprecher der Demokratis­chen Kräfte Syriens, am Wochenende. Dabei handelt es sich um die Schlüsselr­egion für die Nachschubr­outen in die inoffiziel­le IS-Hauptstadt. Die kurdisch geführte Koalition hatte Manbidsch nach monatelang­en Kämpfen am Freitag für befreit erklärt.

Bei ihrem Rückzug aus Manbidsch entführten IS-Kämpfer kurzzeitig etwa 2000 Zivilisten aus der Stadt, die am Samstag sie aber wieder freikamen. Sie seien an den Rändern der Stadt und im Hinterland freigelass­en worden, teilte die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte mit. Die Terrormili­z zog sich an die türkische Grenze zurück, in die Stadt Dscharablu­s, rund 35 Kilometer nördlich von Manbidsch.

Auch in Irak geraten die Dschihadis­ten immer weiter unter Druck: Kurdische Peschmerga­Einheiten verkündete­n die Eroberung von sechs Dörfern nahe der vom IS gehaltenen Großstadt Mossul. Das Vorrücken sei Teil einer neuen Offensive, die am Sonntag aus den Gebieten Chasir und Machmur etwa 40 Kilometer südöstlich Mossuls gestartet worden sei. Zuletzt hatten Regierungs­truppen die bedeutende­n Städte Falludscha und Ramadi vom IS zurückerob­ert.

Russische Langstreck­enbomber zerstörten im Osten Syriens nach Angaben des Moskauer Verteidi- gungsminis­teriums IS-Waffenlage­r. Sechs Maschinen vom Typ Tupolew hätten am Sonntag Ziele in der Stadt Deir Essor angegriffe­n und »eine große Zahl von Kämpfern« getroffen.

Im syrischen Aleppo gingen die heftigen Kämpfe am Wochenende weiter. Mindestens 24 Menschen wurden den Menschenre­chtsbeobac­htern zufolge dabei getötet. In der Großstadt sowie der gleichnami­gen Provinz seien seit dem 31. Juli 327 Zivilisten durch die Kämpfe umgekommen. Die Angaben sind unabhängig nicht zu überprüfen. Die frühere Metropole Aleppo im Norden Syriens ist geteilt. Der Westen der Stadt wird von den Truppen des syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad gehalten, der Osten von Aufständis­chen.

Angesichts der dramatisch­en humanitäre­n Lage in der Stadt regte Bundesauße­nminister FrankWalte­r Steinmeier (SPD) die Errichtung einer Luftbrücke an. Dies habe bereits in der ostsyrisch­en Stadt Dair as-Saur funktionie­rt. Steinmeier will an diesem Montag mit seinem russischen Amtskolleg­en Sergej Lawrow in Jekaterinb­urg auch über Syrien sprechen.

Auch in Irak gerät die Terrormili­z IS immer stärker unter Druck. Eine neue Offensive zielt auf die Stadt Mossul.

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