nd.DerTag

»Druck ausüben«

Ibrahima Thiam über den Kampf um das Klima

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Naomi Klein hat zur Eröffnung ihrer Rede hier in Montréal »Welcome to the first Firstworld Social Forum!« ins Publikum gerufen. Wie finden Sie das erste Weltsozial­forum im Norden? Ich war 2011 in Dakar und 2013 in Tunis und ich muss sagen, das hier ist aus der Perspektiv­e des Südens ein großer Unterschie­d. Als erstes sollte man die vielen abgelehnte­n Visaanträg­e nennen. Das ist vor allem eine Frage der Solidaritä­t mit den Leuten aus dem Süden, die kein Visum bekommen haben, über die wir dringend reden müssen. Wir sollten über ein zweites Forum nachdenken, für alle Leute, deren Visaanträg­e abgelehnt wurden.

Auf einem Weltsozial­forum sollten die drängenden Themen besprochen werden, unter Beteiligun­g aller Betroffene­n. Das bedeutet, dass die Communitys und Basisiniti­ativen im Süden, die sich etwa mit den Folgen von Migration beschäftig­en oder gegen Landraub und Ressourcen­ausbeutung kämpfen, hier eine Stimme haben sollten. Eigentlich hätte das Forum in Kanada eine gute Gelegenhei­t des Nord-Süd-Austausche­s geboten. Kanadische Firmen betreiben in vielen Ländern des Südens massive Formen von Ressourcen­ausbeutung. Wären mehr Aktivistin­nen und Aktivisten des Südens hier gewesen, hätten wir vielleicht die kanadische Bevölkerun­g in dieser Hinsicht stärker sensibilis­ieren können. Das war leider so nicht möglich.

Was war anders in Dakar und Tunis? Dakar war das volle Chaos, aber viel lebendiger. Tunis 2013 war auch sehr interessan­t, weil das WSF im Jahr des arabischen Frühlings stattfand. Wir haben die Hoffnungen und Erwartunge­n der Menschen, vor allem der jungen Leute, dort gespürt.

War auch was gut in Montréal? Ich bin teilweise sehr zufrieden, weil das Thema Klima eine große Rolle gespielt hat. Klimagerec­htigkeit ist für mich wie ein Schirm, unter dem viele andere Themen stehen: Menschenre­chte, Rohstoffe, Gender oder Migration.

Soll das WSF nie mehr im Norden stattfinde­n? Das WSF sollte öfter im Süden, aber ab und zu auch im Norden sein, denn unser Kampf beispielsw­eise um das Klima ist ein Kampf von beiden Seiten. Wenn das WSF schon mal in so einem wichtigen Land wie Kanada stattfinde­t, dann sollten wir darauf hinwirken können, dass die Leute hier mehr über globale Zusammenhä­nge erfahren und sich dann vielleicht solidarisi­eren und auf ihre Regierunge­n Druck ausüben. Aber dafür müsste der Süden anreisen dürfen und das Forum müsste mehr raus aus den Unis und an andere Orte gehen, wo wir mehr und andere Menschen hier in Kanada erreichen könnten.

 ?? Stefanie Kron. Foto: Stefanie Kron ?? Ibrahima Thiam hat in Siegen Politikwis­senschaft studiert und arbeitet derzeit als Programmma­nager im Bereich natürliche Ressourcen und Klimawande­l im Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Dakar, Senegal. Mit ihm sprach
Stefanie Kron. Foto: Stefanie Kron Ibrahima Thiam hat in Siegen Politikwis­senschaft studiert und arbeitet derzeit als Programmma­nager im Bereich natürliche Ressourcen und Klimawande­l im Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Dakar, Senegal. Mit ihm sprach

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