Die Letzte
Als Zeitzeugin war Marieluise Beck stets eine gefragte Gesprächspartnerin. Denn die 64Jährige ist das einzige Mitglied der ersten Grünen-Fraktion von 1983, das noch immer im Bundestag sitzt. Doch diese Zeit wird im kommenden Jahr enden. Beck will nicht mehr antreten, weil sie kaum noch Rückhalt in ihrem Bremer Landesverband verspürt. Wie so viele aus ihrer Generation hat sich auch die Norddeutsche im Laufe der Zeit von ursprünglichen Idealen der Grünen entfernt. Ihre Zustimmungen zu Kriegseinsätzen und Sozialabbau haben bei vielen Parteikollegen zu Unmut geführt. Vor der Bundestagswahl 2013 konnte sie sich nur knapp gegen ihre Konkurrentin Kirsten Kappert-Gonther als Spitzenkandidatin durchsetzen.
Seitdem haben die Konflikte bei den Bremer Grünen um Beck zugenommen. Die Landesmitgliederversammlung hatte sich im vergangenen Jahr mehrheitlich dagegen ausgesprochen, Albanien, Kosovo und Montenegro zu »sicheren Herkunftsländern« zu erklären. Die Hansestädter lehnten die Pläne der Bundesregierung ab, wonach unter anderen verfolgte Roma schneller auf den Balkan abgeschoben werden sollten. Beck reagierte empört. Die Realschullehrerin warf ihrem Landesverband »bösartige Unterstellungen« und die »Zerstörung jeglicher Debattenkultur« vor.
Über Becks Landesverband hinaus war außerdem zu hören, dass die Osteuropapolitikerin unter anderem gemeinsam mit ihrem Ehemann Ralf Fücks, dem Vorstand der parteinahen HeinrichBöll-Stiftung, und der Fraktionsvorsitzenden im Europaparlament, Rebecca Harms, eine gefährliche Nebenaußenpolitik der Grünen betreibe. Beck bewegt sich in transatlantischen Netzwerken wie dem »Center for European Policy Analysis« und hatte sich dafür ausgesprochen, die Kiewer Regierung wegen des Konflikts in der Ostukraine auch mit militärischer Ausrüstung zu unterstützen.
Als mögliche Nachfolgerin von Beck steht Koppert-Gonther, Fraktionsvize in Bremens Bürgerschaft, bereit. Die Gesundheitspolitikerin will andere Schwerpunkte im Bundestag setzen.