nd.DerTag

Scheibenwe­ise

Simon Poelchau meint, dass die Beerdigung der blauen Plakette typisch ist

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Eins muss man dem Umweltbund­esamt (UBA) lassen: Es ist standhafte­r als das ihm übergeordn­ete Ministeriu­m. Im Bundesumwe­ltminister­ium ließ man diese Woche schon verlautbar­en, dass die blaue Plakette »erst einmal auf Eis« gelegt sei. Dagegen beteuerte am Wochenende UBA-Chefin Maria Krautzberg­er, dass sie an der Plakette festhalte.

Umweltmini­sterin Barbara Hendricks sollte sich an der Haltung ihrer Untergeben­en eine Scheibe abschneide­n. Denn es geht nicht allein um die blaue Plakette, die besonders dreckige Autos aus den hiesigen Innenstädt­en fernhalten sollte. Insbesonde­re im Streit mit Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) zieht die SPD-Frau recht schnell den Schwanz ein, wenn es darum geht, das Land klima- und umweltfreu­ndlicher zur machen. Doch auch im energiepol­itischen Bereich ist die Nachhaltig­keit für die Bundesregi­erung nachrangig. So wurden kürzlich jegliche konkrete Ziele aus dem Klimaschut­zplan 2050 gestrichen, mit dem die Bundesregi­erung die Klimaschut­zvorgaben von Paris umsetzen will. Dem Bundeswirt­schaftsmin­isterium war eben etwa die Kohlekraft wichtiger. Und das setzte das Ressort von SPD-Chef Sigmar Gabriel auch durch.

Es ist also nicht nur eine Frage der Partei: Umwelt- und Klimaschut­z werden in der Koalition bei jeder Gelegenhei­t Scheibe für Scheibe verputzt.

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