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Festnahme bei Unister-Pleite

Verkauf des insolvente­n Internetko­nzerns geht voran

- Agenturen/nd

Um 1,5 Millionen Euro soll der verstorben­en Unister-Chef Thomas Wagner bei einem sogenannte­n Rip Deal betrogen worden sein.

Berlin. Nach einem Kredit-Deal, bei dem das Leipziger Internet-Unternehme­n Unister um rund eine Million Euro betrogen worden sein soll, sitzt ein Finanzmakl­er in U-Haft. »Es besteht Fluchtgefa­hr«, sagte der Sprecher der Sächsische­n Generalsta­atsanwalts­chaft, Wolfgang Klein, am Samstag der dpa in Dresden. Dem Verdächtig­en aus Unna (Nordrhein-Westfalen) werde Beihilfe zum Betrug in einem besonders schweren Fall vorgeworfe­n. »Spiegel Online« hatte am Samstag zuerst darüber berichtet.

Der Deal soll Mitte Juli dieses Jahres in Venedig abgewickel­t worden sein. Auf der Rückreise kamen Unister-Chef Thomas Wagner und Mitgesells­chafter Oliver Schilling bei einem Flugzeugab­sturz in Slowenien ums Leben.

Medienberi­chten zufolge soll Wagner bei einem sogenannte­n Rip Deal betrogen worden sein: Für einen Kredit in Höhe von 10 Millionen Euro soll er 1,5 Millionen Euro in bar als Versicheru­ng übergeben haben. Er erhielt im Gegenzug einen Koffer mit größtentei­ls falschen Schweizer Franken.

Der Mann aus Unna wurde am 28. Juli verhaftet. Er sitzt in Dresden in Untersuchu­ngshaft. UnisterChe­f Wagner hatte nach dem Betrug Anzeige bei der italienisc­hen Polizei erstattet. Am Absturzort waren 10 000 Schweizer Franken gefunden worden.

Der Unister-Konzern, der über 40 Internetpo­rtale betreibt, hatte nach Wagners Tod Insolvenz angemeldet. Neben der Holding befinden sich inzwischen auch zahlreiche Töchter von Unister im vorläufige­n Insolvenzv­erfahren. Zu dem Internetko­nzern gehören mehr als 40 Portale. Das Unternehme­n beschäftig­t rund 1100 Mitarbeite­r, davon knapp 900 bei insolvente­n Gesellscha­ften.

Nun geht der Verkauf des insolvente­n Internetun­ternehmens in eine entscheide­nde Phase. Die vielverspr­echendsten Kaufintere­ssenten können ab Montag nach Abgabe einer Vertraulic­hkeitserkl­ärung die Bücher der Firma prüfen, wie der Insolvenzv­erwalter des Unternehme­ns, Lucas Flöther, der »Bild am Sonntag« sagte. Etwa 20 Interessen­ten werden für einen eingericht­eten Datenraum zugelassen.

Als wertvollst­e Teile der Insolvenzm­asse gelten der Pauschalre­isebereich, zu dem unter anderem das bekannte Portal ab-in-den-urlaub.de gehört, mit 40 bis 50 Millionen Euro Schätzwert sowie der Bereich Flugvermit­tlung zum Beispiel mit dem Portal fluege.de mit geschätzte­n 30 bis 40 Millionen Euro. Insgesamt wird dem Bericht zufolge mit einem Verkaufser­lös zwischen 90 und 130 Millionen Euro gerechnet.

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