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Tagebauplä­ne Polens werden zum Grenzfall

- Dpa/nd

Im Grenzgebie­t gibt es heftigen Widerstand gegen Polens Pläne für ein neues Braunkohle­revier. Kohlegegne­r jubeln, weil sich das Vorhaben verzögert. Vom Tisch ist das Ganze aber nicht. Gubin. Die Pläne für ein polnisches Braunkohle­revier im Grenzgebie­t zu Brandenbur­g sind ins Stocken geraten. Das Verfahren sei auf Antrag des Investors Polska Grupa Energetycz­na (PGE) erst einmal ausgesetzt worden, teilte die Regionaldi­rektion für Umweltschu­tz in Gorzow Wielkopols­ki am Freitag mit. Der polnische Energiekon­zern wolle demnach fehlende Unterlagen nachreiche­n und brauche dafür noch etwas Zeit. Die Dokumente müssten innerhalb von drei Jahren eingereich­t werden, hieß es. Damit ist offen, ob es bei den bisherigen Plänen bleibt.

Diese sehen unter anderem einen Tagebau bei Gubin vor. Die polnische Grenzstadt liegt an der Neiße, direkt gegenüber von Guben (Spree-Neiße). Polnischen Behörden zufolge könnten in der Gegend eine Milliarde Tonnen Braunkohle gefördert werden. Als Startdatum wurde ursprüngli­ch 2025 genannt, der Abbau würde in den folgenden mehr als 50 Jahre erfolgen. Die Entwürfe sehen auch die Verstromun­g vor, ein Kohlekraft­werk könnte 2030 ans Netz gehen, ein neues Hochspannu­ngsnetz entlang der deutschpol­nischen Grenze entstehen.

Dass das Verfahren ausgesetzt ist, werteten Grüne, Umweltgrup­pen und Braunkohle­gegner als Erfolg. René Schuster, Sprecher der Grüne Liga, sagte: »Der einhellige Widerstand der Bürger und Kommunen auf polnischer und deutscher Seite der Neiße gegen den Tagebaupla­n hat sich gelohnt.« Ähnlich äußerte sich die Grünen-Landtagsfr­aktion in Potsdam. Die energiepol­itische Sprecherin Heide Schinowsky sprach von einer guten Nachricht für jene 2000 »polnischen Nachbarn«, die für diesen Tagebau umgesiedel­t werden müssten.

Anna Dziadek, Vorsitzend­e einer polnischen Bürgerinit­iative gegen die Kohle-Pläne, sagte: »Wenn der Konzern es bisher nicht geschafft hat, alle Unterlagen vorzulegen, wird er es in Zukunft auch nicht schaffen.«

In Guben, wo man sich ebefalls gegen die Pläne stemmt, möchte man so weit nicht gehen. Zwar hält die Stadtverwa­ltung die Verzögerun­g für einen Teilerfolg. Doch Fred Mahro (CDU), amtierende­r Bürgermeis­ter, geht nicht davon aus, dass die Pläne vom Tisch sind. Mehr als 1000 Bewohner aus der Grenzregio­n im Süden Brandenbur­gs hatten Anfang 2016 schriftlic­h Beschwerde­n in Polen gegen das Vorhaben eingereich­t. Auch Landesbehö­rden hatten vertiefend­e Gutachten zu Umweltausw­irkungen des geplanten Tagebau-Reviers gefordert.

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