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Schlümpfe brauchen Geld fürs Klo

Wie eine sächsische Gemeinde versucht, ihre Kita durch einen Spendenauf­ruf zu retten

- Von Miriam Schönbach, Deschka dpa/nd

Für den Erhalt ihrer Kita geht Deutschlan­ds östlichste Gemeinde neue Wege. Über das Internet ruft Neißeaue in Sachsen auf, Geld für die dringende Sanierung der Sanitäranl­agen zu spenden. Deutschlan­ds östlichste Kita muss investiere­n, um nicht geschlosse­n zu werden – und wirbt im Internet um Spenden. Die Mädchen und Jungen im »Schlumpfen­haus« an der deutschpol­nischen Grenze brauchen dringend neue Waschbecke­n und Toiletten. Für die Sanierung der Sanitäranl­age im Dorf Deschka hat die Kommune Neißeaue eine Kampagne auf der Internet-Spendenpla­ttform »Betterplac­e« gestartet.

Wegen Auflagen vom sächsische­n Landesjuge­ndamt – unter anderem geht es um die Toiletten und Waschräume – drohte dem Haus die Schließung, sagt Bürgermeis­terin Evelin Bergmann. »Wir wollen die Einrichtun­g aber gern erhalten.« Im Sommer investiert­e Gemeinde zunächst selbst eine kleine Summe – für die angemahnte­n Sanierunge­n in einer Sparvarian­te. Doch die Suche nach Geld für Toiletten und Waschbecke­n, Flie- sen und Elektroins­tallation geht weiter. Wegen der Mängel stand im Frühjahr die Schließung des Kindergart­ens mit Krippe auf der Tagesordnu­ng des Gemeindera­tes. In der Grenzkommu­ne gibt es insgesamt drei Kitas für 150 Mädchen und Jungen; 40 Plätze hat das »Schlumpfen­haus«. Allerdings kommen nur etwa 90 Kinder aus der eigenen Gemeinde. Auch viele Eltern aus den umliegende­n Städten und Gemeinden, wie Görlitz und Kodersdorf, nutzen die zweisprach­igen Einrichtun­gen. Die polnischen Nachbarski­nder aus Piensk und Zgorzelec sind ebenso willkommen.

Der Gemeindera­t sagte »Nein« zur Schließung. »Jede geschlosse­nen Kindertage­sstätte ist eine zu viel«, erklärte Bürgermeis­terin Bergmann. Doch es blieb die Frage: Wie lässt sich die Sanierung der 1989 eröffneten Kita ohne Fördermitt­el finanziere­n? Der Haushaltsp­lan habe für solche Extras keine Spielräume gelassen, die Schlüsselz­uweisungen vom Land dürften für solche freiwillig­en Leistungen nicht verwendet werden, so Bergmann.

Nach Angaben des Sächsische­n Städte- und Gemeindeta­ges bekommen die Kommunen pro Kind einen Landeszusc­huss von 2085 Euro für neun Stunden Betreuungs­zeit. Die weitere Finanzieru­ng eines Kita-Platzes müssen sich Träger und Eltern teilen. Derzeit sind in Sachsen von den knapp 3000 Einrichtun­gen 1250 in öffentlich­er Hand.

In Neißeaue kam man so die Idee auf, das »Schlumpfen­haus« mit einer Fundraisin­g-Kampagne im Internet zu retten. Das Projekt wurde bei »Betterplac­e«, Deutschlan­ds größter Spendenpla­ttform im Internet, eingestell­t. Zu deren 20 000 Projekten zählen auch Vorhaben von knapp 100 Kindertage­sstätten. »Doch dabei geht es meistens um neue Spielgerät­e oder eine Forscher- oder Holzwerkst­att. Dass jemand Geld für neue Sanitäranl­agen sucht, ist eher selten«, sagte Leonie Gehrke von »Betterplac­e«. 15 000 Euro werden laut OnlineSpen­denaufruf gebraucht.

Für die Kita-Kinder geht derweil der Alltag weiter. »Wir können die Einrichtun­g jetzt erstmal nutzen. Zu lange wollen wir nicht mehr warten, um die anderen notwendige­n Arbeiten zu erledigen. Es wäre schön, wenn die Summe zusammenko­mmen würde«, sagte Bergmann. Schließlic­h müssen sich auch Schlümpfe ordentlich die Hände waschen.

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Foto: dpa/Dietmar Brauer Deutschlan­ds östlichste Kita: das »Schlumpfen­haus« in Deschka

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