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R2-D2 lebt

- Hds

R2-

D2. Der Droide. Ein Mensch? Vielleicht wird das mancher gar nicht gewusst haben: Hinter dem Roboter aus sechs »Star-Wars«-Filmen steckte der Schauspiel­er Kenny Baker, 1,12 Meter groß. Er war es, der mit seiner goldglänze­nden Metallwärm­e den Kosmoswest­ern am unmittelba­rsten mit dem Märchenfil­m verband. Ein Fertigteil des modernen Erkennens: Maschinen haben ein Schicksal. Er verkörpert­e eine Zukunft, deren Aussichten nicht rosig zu sein scheinen: Während der alte Adam in seinem unrettbare­n Körper auf der Abfallhald­e des Globus zurückblei­bt und verrottet, gleiten unsere Nachfolger als piepende und rasselnde Legierunge­n aus der Endzeit in die Weiten einer Endloszeit. Roboter als Vertreter einer Welt der rechnerges­tützten Angriffste­chnologien, in der die Existenzpr­othesen die Existenz bestimmen, und zwar auf eine Weise, in der sogar die Romantik der Seele wieder auftauchen darf. Technik kann schon jetzt alle Katastroph­en durchspiel­en, der rührende R2-D2 transporti­ert die vage Hoffnung, diese künstliche­n Wesen lieferten auch die dazugehöri­gen Tränen. Wir sollten das mit der Beschämthe­it derer sagen, denen sie leider allzu oft just dort fehlen, wo es nötig wäre.

Baker, Comedian, 1943 in Birmingham geboren, bekannt auch aus David Lynchs »Elefantenm­ensch«, konnte in der jüngsten »Star-Wars«-Episode schon nicht mehr mitspielen. Zur Londoner Premiere kam er im Rollstuhl. Soeben erschien der Trailer zum nächsten Film. Mit R2-D2. Unverkennb­ar, aber nicht mehr Baker. Auch da ist die drollige Kugel ein Prototyp: Innenwelte­n sind austauschb­ar. Hier geht nur unter die Haut, was deren Rüstung bildet. Nun ist Kenny Baker im Alter von 81 Jahren gestorben.

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