Wachstum ist nicht alles
Degrowth-Konferenz in Budapest
Berlin. Kritik am kapitalistischen Wachstum, das ist schon längst keine Domäne der Öko-Bewegung oder von Linken mehr. Von Ex-Präsident Horst Köhler, vom französischen Staatschef François Hollande, von Kanzlerin Angela Merkel – von vielen lassen sich wachstumskritische Zitate finden. Die Frage ist: Wie weit geht die Kritik und was für Schlussfolgerungen werden daraus gezogen? Darüber wird dieser Tage in Budapest diskutiert: bei der fünften internationale Degrowth-Konferenz. Es geht um die Ausbeutung einer nicht grenzenlos zur Verfügung stehenden Natur, es geht um die ökologischen und sozialen Folgen des Prinzips »Immer mehr«. Die Alternative: Unter dem Schlagwort »Postwachstum« wird eine Wirtschaftsweise für die bessere gehalten, »die das Wohlergehen aller zum Ziel hat und die ökologischen Lebensgrundlagen erhält«, wie es bei den Organisatoren der Konferenz heißt. Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit sollen in der ungarischen Hauptstadt im Zentrum stehen. Rund 400 Experten und Interessierte werden erwartet.
Unumstritten ist der Degrowth-Ansatz allerdings auch unter Linken nicht. Auch auf die Frage, wie global die Arbeitszeit radikal umverteilt, wie die Produktion umgestellt, wie andere Bedürfnisse geweckt werden sollen, gibt es unterschiedliche Antworten. Die Richtung immerhin scheint klar: Weniger ist mehr. Das zeigt sich auch im Kleinen: Weil Wälder für Palmöl-Plantagen abgeholzt werden und dies den Lebensraum bedrohter Tierarten zerstört, wurde der Ersatz durch andere Ölsorten ins Spiel gebracht. Doch das bringt, zeigt nun eine Studie der Beratungsfirma Agripol im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF, gar nichts – das Einzige, was wirklich hilft: weniger konsumieren.