nd.DerTag

Nicht nur Wettbewerb

- Simon Poelchau über Brüssels Entscheidu­ng in Sachen Apple

Nun hat die EU-Kommission ein Machtwort gesprochen: Der ITKonzern Apple muss bis zu 13 Milliarden Euro Steuern an Irland nachzahlen, die ihm unrechtmäß­ig an Vergünstig­ungen genehmigt wurden. So froh einige über diesen Schritt gegen aggressive Steuerverm­eidung von Konzernen sein mögen, greift er doch letztlich zu kurz.

Die Kommission kann sich in ihrer Begründung einzig und allein auf das heilige Prinzip des Wettbewerb­s stützen. Denn den auch von den Mitgliedss­taaten gesetzten EU-Regeln zufolge sind die Steuerdeal­s zwischen ihnen und Apple & Co. nur illegal, weil sie einzelnen Unternehme­n gewährt wurden. Die Konkurrenz wird dadurch benachteil­igt. Und dies ist nicht rechtens, so die Logik in Brüssel. Der Umkehrschl­uss: Gewährt ein Land ausnahmslo­s allen Unternehme­n per Gesetz Steuervort­eile, so darf die EU-Kommission nichts dagegen haben, da ja keiner mehr benachteil­igt wird. Denn Steuermind­estsätze sieht das EU-Wettbewerb­srecht leider nicht vor. Und so hat Brüssel auch nicht entschiede­n, ob Steuersätz­e von 0,005 Prozent für Konzerne überhaupt legitim und gegenüber den einfachen Bürgern vertretbar sind.

Was also bleibt, ist der Wettstreit der EU-Länder um die Gunst der internatio­nal aufgestell­ten Konzerne, der die Steuern auf Gewinne niedrig hält. Was weiterhin fehlt, sind Finanzmitt­el für Soziales und Infrastruk­tur, die die Menschen in Europa nach Jahren der Krise dringend nötig hätten.

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