Religiöser Riss
Auf »lebhafte Zustimmung« bei der SPD sei ein Vorstoß des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zur Lockerung des Zölibats gestoßen. Das meldet die in Düsseldorf erscheinende »Rheinische Post«.
Orientieren sich jetzt SPD-Politiker angesichts zunehmender Marginalisierung ihrer Partei auf eine Zukunft als Priester? Die Volte, die Kerstin Griese, kirchenpolitische Sprecherin der SPD, schlägt, geht in eine andere, kaum weniger abenteuerliche Richtung: »Wer von den islamischen Moscheevereinen und Verbänden verlangt, sich intern nach den Prinzipien unseres Grundgesetzes zu organisieren, darf auch bei der katholischen Kirche Veränderungen einfordern.« Abgesehen davon, dass das ZdK den akuten katholischen Priestermangel und nicht irgendein Zugeständnis an andere religiös-politische Organisationen im Blick hatte – was hat der Zölibat, den man nicht mögen muss, mit dem Islam und dem Grundgesetz zu tun? Es ist opportun, konservativen Institutionen wie der katholischen Kirche den Spiegel der Zeit vorzuhalten. Dies allerdings mit dem Verweis auf eine bislang durch Anpassungsleistungen an die hiesige Gesellschaft nicht sonderlich aufgefallene Glaubensgruppe zu begründen, ist nicht nur unredlich, sondern auch unklug. Eine solche Teile-und-herrsche-Debatte wird den das Land durchklaffenden religiösen Riss nur vergrößern.