nd.DerTag

Bremsspure­n bei TTIP

- Kurt Stenger über die Ankündigun­g eines Neins aus Frankreich

Die Bremsspure­n bei den Verhandlun­gen über das EU-USA-Freihandel­sabkommen TTIP werden immer deutlicher sichtbar. Die französisc­he Regierung hat nun ein Nein zu dem Wirtschaft­svertrag angekündig­t, denn es gebe ein »Ungleichge­wicht«, da die USA zu keinem Entgegenko­mmen gegenüber den Europäern bereit seien. Damit geht Paris deutlich weiter als Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel – der SPD-Mann hat die Verhandlun­gen für »de facto gescheiter­t« erklärt, versteckt sich dabei aber hinter den US-Präsidents­chaftskand­idaten, die TTIP nicht wollten. Frankreich lehnt als erstes EU-Land das Abkommen in der jetzigen Form inhaltlich ab.

Die Entwicklun­g war absehbar: Mit dem Brexit-Votum haben in der EU die TTIP-Befürworte­r erheblich an Gewicht verloren – niemand drängte stärker auf das transatlan­tische Abkommen als die britische Regierung. Wenn auch unter dem Druck der vielen, vielen Gegner jetzt Frankreich ganz und Deutschlan­d ein kleines bisschen Nein sagen, wird es noch unwahrsche­inlicher, dass die zähen Verhandlun­gen bis Jahresende zum Abschluss kommen. Wobei es zu bedenken gibt, dass Paris schon öfter, wenn es um das Schleifen sozialer Errungensc­haften ging, erst Widerstand ankündigte, um dann doch klein beizugeben. Der Protest der Zivilgesel­lschaft wird alles andere als überflüssi­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany