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Mehr Rente und mehr Altersarmu­t

- Von Wilfried Neiße

Obwohl die Senioren im Durchschni­tt etwas mehr Rente bekommen als vor elf Jahren, nimmt die Altersarmu­t in Brandenbur­g zu. Die Altersarmu­t hat seit 2006 stark zugenommen. Die Zahl der älteren Menschen, die auf Grundsiche­rung, also auf Stütze angewiesen sind, hat sich in den vergangene­n elf Jahren praktisch verdoppelt.

Frauen erhalten in Brandenbur­g im Durchschni­tt 830 Euro Rente im Monat, Männer 1111 Euro. Das antwortete Sozialmini­sterin Diana Golze auf eine parlamenta­rische Anfrage der Landtagsab­geordneten Bettina Fortunato (beide LINKE).

Vor allem Frauen müssen mit geringen Renten auskommen, obwohl sie mittlerwei­le 25 Prozent mehr Rente bekommen als vor elf Jahren. Die Steigerung ist insbesonde­re auf die Einführung der Mütterrent­e im Jahr 2014 zurückzufü­hren. Es werden von der Rente aber noch die Kranken- und die Pflegevers­icherung abgezogen. Außerdem sind die Preise für das tägliche Leben angestiege­n.

Bei den Männern gab es kaum Bewegung bei der Rente. Die durchschni­ttliche Summe lag im Jahr 2005 bei 1045 Euro, ist also seither nur um bescheiden­e sechs Prozent gestiegen. Die Inflation eingerechn­et, haben Männer demnach heute als Senioren effektiv weniger Geld zur Verfügung als damals.

Besonders niedrig sind die Renten von Menschen, die nach der Wende lange Zeit arbeitslos waren. Als weitere Gründe für die zunehmende Altersarmu­t nennt die Sozialmini­sterin die Ausweitung des Niedrigloh­nsektors und die Einführung von Hartz IV. Wenn die Politik nicht gegensteue­re – beispielsw­eise durch eine vor Armut schützende Grundrente –, so Golze, dann werde die Armut unter den Rentnern in den kommenden Jahren dramatisch um sich greifen.

Die maßvollen Rentenerhö­hungen ändern nichts an der insgesamt deprimiere­nden Entwicklun­g. Im ersten Quartal 2016 mussten in Brandenbur­g 9,8 Millionen Euro für Grundsiche­rung im Alter ausgegeben werden. Immerhin beabsichti­gt der Bund, die Rentenwert­e im Osten Deutschlan­ds ab 2017 ans Westniveau anzugleich­en. Der rot-roten Landesregi­erung liegt ein entspreche­nder Gesetzentw­urf jedoch noch nicht vor.

Bernd Niederland von der brandenbur­gischen Volkssolid­arität begrüßt, dass »mit der beabsichti­gen Angleichun­g endlich die Gerechtigk­eitslücke im bundesdeut­schen Rentenrech­t geschlosse­n würde«.

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