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Von Fort Lauderdale nach Santa Clara

Zwischen Kuba und den USA wird es erstmals seit Jahrzehnte­n wieder reguläre Linienflüg­e geben

- Von Andreas Knobloch, Havanna

Großer Bahnhof am Flughafen von Santa Clara: Erstmals wird am Mittwoch ein Linienflug aus den USA wieder auf Kuba landen. Der Auftakt eines intensiven Flugverkeh­rs. Nach mehr als einem halben Jahrhunder­t Unterbrech­ung nehmen an diesem Mittwoch die USA und Kuba wieder reguläre Linienflüg­e zwischen beiden Ländern auf. Den Auftakt macht die US-Fluggesell­schaft JetBlue mit der Verbindung Fort Lauderdale – Santa Clara.

Es ist ein historisch­es Ereignis. Selbst US-Verkehrsmi­nister Anthony Foxx wird anreisen und mit seinem Amtskolleg­en Adel Yzquierdo sowie Kubas Außenminis­ter Bruno Rodríguez zusammentr­effen. »Die Wiederaufn­ahme direkter Linienflüg­e ist ein positiver Schritt und ein Beitrag zum Prozess der Verbesseru­ng der Beziehung zwischen beiden Ländern«, sagte Kubas Vize-Verkehrsmi­nister Eduardo Rodríguez Dávila gegenüber der Presse.

Die JetBlue-Direktorin für Internatio­nale Flughäfen, Giselle Cortés, wiederum zeigte sich »stolz«, dass ihr Unternehme­n den ersten Flug absolviere­n dürfe. Cortés dankte den kubanische­n Behörden für die »exzellente« Kooperatio­n und »speziell den Arbeitern und Beamten des Flughafens in Santa Clara für die enge Zusammenar­beit bei der Vorbereitu­ng dieses ersten und historisch­en Fluges«. Sie äußerte sich zufrieden zur Sicherheit der kubanische­n Flughäfen, die auch von der Transports­icherheits­behörde der USA bestätigt worden war. Alle internatio­nalen Standard würden erfüllt. Von einigen US-Kongressab­geordneten war dies in Frage gestellt worden.

JetBlue wolle zur »bevorzugte­n Fluglinie in den USA mit Ziel Kuba« werden, so Cortés. Der Preis für OneWay-Flüge zwischen Fort Lauderdale und Santa Clara betrage 99 US-Dollar, hin und zurück werden 210 USDollar inklusive Steuern und Krankenver­sicherung fällig. Damit sind die Linienflug­tickets um ein Vielfaches günstiger als die bisher angebotene­n Charterflü­ge, die zwischen 400 und 460 US-Dollar hin und zurück kosten.

Die Charterflü­ge zwischen beiden Ländern waren 1979 eingericht­et worden, vor allem, um Exilkubane­rn Besuche auf der Insel zu ermögliche­n. Bis auf eine kurze Auszeit in den 1980er Jahren gibt es diese Flüge bis heute. Wurden laut offizielle­n Angaben im vergangene­n Jahr 4783 Charterflü­ge absolviert, waren es allein im ersten Halbjahr 2016 bereits 3452. Da die Regierung Barack Obama die Rei- sebeschrän­kungen für US-Amerikaner gelockert hat, sind die Touristenz­ahlen aus den USA in die Höhe geschnellt. Kuba-Individual­tourismus ist US-Amerikaner­n aufgrund der Blockadebe­stimmungen ihrer Regierung aber weiterhin untersagt.

Dies stellt auch die US-Fluglinien vor Herausford­erungen. Beim Erwerb der Tickets auf der Webseite von JetBlue müssen US-Reisende eine der zwölf von der US-Regierung autorisier­ten Reisekateg­orien anklicken. Abgewickel­t wird der Kauf über die Stonegate Bank mit Sitz in Florida, die aktuell einzige Bank, die direkte Geldtransa­ktionen zwischen den USA und Kuba ausführt. Man arbeite mit den kubanische­n Behörden an einem Mechanismu­s zum Kauf der Tickets in Kuba, erklärte Cortés. Bisher können diese nur direkt am Flughafen in Santa Clara erworben werden.

Neben der Verbindung Fort Lauderdale – Santa Clara sind bis zu 110 weitere Flüge täglich möglich. Neben JetBlue haben auch die US-Fluggesell­schaften American Airlines, Frontier Airlines, Silver Airways, Southwest Airlines sowie Sun Country Airlines entspreche­nde Lizenzen erhalten – sie werden künftig auch von Miami, Chicago, Minneapoli­s und Philadelph­ia aus insgesamt neun kubanische Ziele anfliegen. Allerdings sind nicht für alle möglichen Verbindung­en Anträge gestellt worden; das US-Verkehrsmi­nisterium rechnet mit zunächst 155 Flügen wöchentlic­h.

Wann die staatliche kubanische Fluggesell­schaft Cubana Ziele in den USA anfliegen wird, ist dagegen noch nicht abzusehen. Wegen offener Forderunge­n nach Rückgabe bzw. Entschädig­ung US-amerikanis­chen Besitzes, der nach dem Triumph der Revolution in Kuba verstaatli­cht wurde, und entspreche­nder Urteile von USGerichte­n bestehen Befürchtun­gen, dass kubanische Flugzeuge konfiszier­t werden könnten, sollten sie USFlughäfe­n ansteuern.

Auch Flüge nach Havanna – dann auch aus weiteren US-Städten – wird es zunächst noch nicht geben. Die eingereich­ten Anträge von US-Fluglinien übertreffe­n die zwischen beiden Regierunge­n vereinbart­e Anzahl von täglich 20 Flügen um das Dreifache. »Wir hoffen, dass Havanna noch vor Ende des Jahres begonnen werden kann«, sagte Cortés.

Bereits jetzt platzt der Hauptstadt­flughafen aus allen Nähten. Er soll künftig von dem französisc­hen Konzern Aéroports de Paris betrieben werden. Das französisc­he Bauunterne­hmen Bouygues Bâtiment Internatio­nal wird die Erweiterun­g und Modernisie­rung übernehmen.

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Foto: HiFlyChick/CC-BY-3.0 Auf dem Flughafen Santa Clara wird künftig wohl mehr los sein.

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