CLOWN ARMY
Beim ersten Mal ist vieles originell: »Make love, not war«, Blumen in die Gewehrläufe von Soldaten stecken oder martialischen Polizeiaufgeboten in Pink-and-Silver-Glitzerkostümen entgegentreten. In Anbetracht von gänzlich humorfreien Demonstrationen der Staatsmacht kann es auch subversiv sein, sich als Clown zu verkleiden, Seifenblasen platzen zu lassen, aus Wasserpistolen zu schießen und pseudomilitärisch herumzumarschieren. Nicht zuletzt deshalb, weil das Clownskostüm zwangsläufig eine »Vermummung« darstellt, deren Verbot wiederum absurde Züge bekommt. Als Spaßguerilla im Dienste des gewaltfreien Widerstands gegen den Irakkrieg formierte sich 2003 in England die Clandestine Insurgent Rebel Clown Army. Die Kampftruppen mit den roten Nasen, die sich als aufrührerisch verstanden, kamen in Mode und vermehrten sich in kürzester Zeit wie die Sambagruppen. Feinsinnige, differenzierte Kritik war schon damals Sache von anderen, wobei allerdings gegen Arbeitsteilung im Dienste der guten Sache nichts einzuwenden ist. Doch spätestens seit den Protesten gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm hat diese Version der Spaßguerilla ihren Zenit überschritten. Daran sind auch die Medien schuld, die ständig Clownsfotos abdrucken. Beziehungsweise die Linken, die sich schwarz angezogen hinter Transparenten verstecken, weswegen die Fotografen zwangsläufig bunte Clowns fotografieren müssen, die sich vor Polizisten stellen und Faxen machen.