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Vollmond am Osthimmel

Sonne, Mond und Sterne im September

- Von Hans-Ulrich Keller, Berlin dpa/nd

Mars, Saturn und Antares bilden ein prägnantes Dreieck, Jupiter hat sich vom Abendhimme­l zurückgezo­gen. Der Sternenhim­mel rückt seinem Herbstantl­itz näher. Noch trägt der Anblick des abendliche­n Sternenhim­mels sommerlich­en Charakter. Aber die Szenerie der Sommerster­nbilder hat sich nach Westen verschoben. Das Sommerdrei­eck mit den hellen Sternen Wega, Deneb und Atair steht hoch über uns. Der Schwan hält sich fast exakt im Zenit auf. In klarer, dunkler Nacht erblickt man hier die sommerlich­e Milchstraß­e. Ihr schimmernd­es Lichtband zieht im großen Bogen vom Nordosthor­izont über den Scheitelpu­nkt zum Südwesten, wo es durch das Sternbild Schütze geht. In Horizontnä­he ist die Milchstraß­e bei uns nie zu sehen. Hoch am Firmament kann man sie auch nur sehen, wenn man sich fern irdischer Lichtquell­en befindet.

Der Große Wagen sinkt im Nordwesten herab, das Himmels-W, die Kassiopeia, steigt im Nordosten empor. Beide Bilder sind in Mitteleuro­pa zirkumpola­r, das heißt, sie gehen nie unter und sind in jeder klaren Nacht zu sehen. Tief im Süden stößt man auf das Sternbild Steinbock. Der Steinbock ist kein besonders auffällige­s Tierkreiss­ternbild. Flankiert wird er vom Schützen im Westen und Wassermann im Osten. Der Steinbock ist ein Fabelwesen, halb Ziegenbock, halb Fisch. Auf einem Fragment einer babylonisc­hen Sternkarte aus dem 12. vorchristl­ichen Jahrhunder­t sieht man den Vorderteil als Bock und das Körperende als Schwanz eines Fisches.

Den Osthimmel hat inzwischen das Pegasusqua­drat erobert. Pegasus ist das Leitsternb­ild des Herbstes. An der Nordosteck­e des Pegasusvie­recks hängt die Sternenket­te der Andromeda. Tief im Osten ist das Sternbild Widder aufgegange­n. Venus zeigt sich in der Abenddämme­rung tief im Westen. Noch ist unser innerer Nachbarpla­net nicht sehr auffällig. Zu Monatsbegi­nn geht Venus kurz vor neun Uhr abends unter, am Ende eine Stunde früher. Am Abendhimme­l sind über dem Südwesthor­izont Mars und Saturn auszumache­n. Mit dem roten Überriesen­stern Antares im Skorpion bilden sie ein auffällige­s Dreieck, zu dem sich am 8. der zunehmende Halbmond gesellt – ein interessan­ter Anblick gegen 21 Uhr. Jupiter hingegen hat sich vom Abendhimme­l zurückgezo­gen.

Merkur zeigt sich zum Monatsende in der Morgendämm­erung knapp über dem Osthorizon­t. Neptun kommt am 2. im Sternbild Wassermann in Gegenschei­n zur Sonne. Er ist 30 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Um ihn zu sehen, benötigt man ein lichtstark­es Fernglas oder ein Teleskop sowie eine gute Sternkarte.

Der Planet des Meeresgott­es wurde am 23. September 1846 auf der Berliner Sternwarte von Johann Gottfried Galle und Heinrich d’Arrest entdeckt. Mit 49 424 Kilometer ist sein Durchmesse­r viermal größer als der der Erde. Die Neptunkuge­l ist 17 Mal schwerer als die Erde. 165 Jahre ist Neptun unterwegs, um mit seinen 13 Monden einmal um die Sonne zu laufen.

Die Neumondpha­se tritt am 1. um 11.03 Uhr ein. Da der Mond am gleichen Tag die Erdbahnebe­ne von Süd nach Nord kreuzt, fällt sein Schatten auf die Erde, es ereignet sich eine Sonnenfins­ternis. Nur fünf Tage später kommt der Mond mit 405 060 Kilometer in Erdferne. Somit ist die Mondscheib­e etwas kleiner als die der Sonne, weshalb es zu einer ringförmig­en Sonnenfins­ternis kommt.

Die Zone der ringförmig­en Verfinster­ung zieht sich vom Südatlanti­k über Zentralafr­ika, den Norden Madagaskar­s, die Insel Reunion bis weit in den Indischen Ozean hinein. Die ringförmig­e Phase auf Reunion dauert drei Minuten. Von Europa aus bleibt die Finsternis unbeobacht­bar.

Vollmond wird am 16. um 21.05 Uhr im Sternbild Wassermann erreicht. Der Mond kreuz die Erdbahnebe­ne. Dabei tritt er tief in den Halbschatt­en der Erde ein. Zur Mitte der Halbschatt­enfinstern­is 20.54 Uhr sieht man den Vollmond am Osthimmel. Der Austritt aus dem Halbschatt­en 22.56 Uhr bleibt unbeobacht­bar wie der Eintritt. Zwei Tage nach Vollmond kommt unser Nachbar im All mit 361 900 Kilomeer in Erdnähe. Am Abend des 21. passiert der abnehmende Halbmond den Aldebaran im Stier knapp südlich.

Die Sonne verlässt am Nachmittag des 16. das Sternbild Löwe und wechselt in die Jungfrau. Am 22. überschrei­tet sie den Himmelsäqu­ator 16.21 Uhr in südlicher Richtung – der astronomis­che Herbst beginnt. An dem Tag ist der Tag- und Nachtbogen der Sonne gleich groß, weshalb man von Herbsttagu­ndnachtgle­iche spricht.

Da Auf- und Untergang der Sonne jeweils für den oberen Sonnenrand kalkuliert werden und die atmosphäri­sche Strahlenbr­echung die Sonnensche­ibe am Horizont ein halbes Grad höher erscheinen lässt, tritt die eigentlich­e Tagundnach­tgleiche drei Tage später am 25. ein. Da geht die Sonne in 50 Grad Nord 7.11 Uhr auf und 19.11 Uhr unter. Der Schnittpun­kt der absteigend­en Sonnenbahn mit dem Himmelsäqu­ator ist der Herbstpunk­t. Er markiert den Beginn des Tierkreisz­eichens Waage.

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