Zwei Welten bei Immobilien
Institut warnt vor Knappheit an Wohnraum und Leerstand
Berlin. Für Mieter und Wohnungskäufer zerfällt Deutschland immer mehr in zwei Welten. In Groß- und Unistädten stiegen Preise und Mieten im ersten Halbjahr unvermindert weiter, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung am Dienstag in Berlin mitteilte. In Kleinstädten abseits der Ballungsräume drohten dagegen Preisrückgänge.
Die Wohnungs- und Immobilienmärkte unterschieden sich immer mehr, sagte Institutsdirektor Harald Herrmann. Die öffentliche Diskussion konzentriere sich auf die Großstädte, doch außerhalb dieser Regionen kämen, statistisch gesehen, auf eine wachsende Gemeinde vier schrumpfende. Herrmann warnte: »Die sozialen Folgen von Schrumpfung und Preisverfall können gravierend sein.« Für viele sei das eigene Haus oder die eigene Wohnung Teil der Altersvorsorge. Allerdings beobachtet das Institut, dass bundesweit der Leerstand zunimmt – nach den aktuellsten Zahlen von 2014 ist jede 20. Wohnung unbewohnt.
Ursache ist der Drang vor allem junger Leute in die Städte, wohin es auch Zuwanderer aus dem Ausland ziehe. 400 000 neue Wohnungen pro Jahr seien nötig, hieß es weiter, vor allem im günstigen Segment. Die Angebotsmieten in München, Frankfurt am Main, Stuttgart und Ingolstadt stiegen im ersten Halbjahr nochmals um mehr als sechs Prozent. Während im fränkischen Wunsiedel Wohnungen durchschnittlich für 4,24 Euro Kaltmiete je Quadratmeter angeboten werden, sind es in München 15,52 Euro. Noch größer sind die Unterschiede bei Bauland: Häuslebauer müssten in München mit bis zu 1200 Euro je Quadratmeter 100 Mal so viel bezahlen wie in Teilen Ostdeutschlands.