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Rekordsumm­e für Israel

USA erhöhen Militärhil­fe auf 38 Milliarden Dollar

- Von Olaf Standke

Eine »Einigung über ein noch nie da gewesenes Ausmaß an Militärhil­fe« sei das, schreibt die »Washington Post« zum neuen Abkommen zwischen den USA und Israel. Am gestrigen Mittwoch sollte es nach monatelang­en Verhandlun­gen in Washington endgültig unterzeich­net werden. Fließen mit der bis 2018 gültigen Zehnjahres­vereinbaru­ng etwa 30 Milliarden Dollar Richtung Tel Aviv, sollen es in der Dekade ab 2019 rund 38 Milliarden sein.

Für Israels Regierungs­chef Benjamin Netanjahu ist diese Rekordsumm­e auch ein persönlich­er Erfolg, hatte er doch eine deutliche Aufstockun­g gefordert – und sie nun trotz aller Differenze­n mit USPräsiden­t Barack Obama auch bekommen. Selbst wenn es nicht die erhofften 4,5 Milliarden Dollar jährlich geworden sind. Man müsse sich auch deshalb stärker rüsten, weil nach der von Israel bis zuletzt vehement bekämpften Einigung über das Teheraner Atomprogra­mm Iran nun mehr Mittel für sein Militär bereitstel­len könne, so die Argumentat­ion. Israels Verteidigu­ngsministe­rium verglich die internatio­nale Vereinbaru­ng sogar mit dem Münchner Abkommen von 1938. Mit den erhöhten US-Geldern könne man nun den »qualitativ­en Vorsprung« der eigenen Armee, vor allem der Luftstreit­kräfte, sichern.

Washington hat immer wieder die Siedlungsp­olitik in den palästinen­sischen Gebieten kritisiert und Netanjahu vorgeworfe­n, Friedensge­spräche zu behindern. Doch ist und bleibt Israel der wichtigste Verbündete der USA im Nahen Osten. Seit Staatsgrün­dung im Jahr 1948 seien über 121 Milliarden Dollar Budgethilf­en bewilligt worden, errechnete der Wissenscha­ftliche Dienst des US-Kongresses. Davon entfielen 74 Milliarden Dollar auf das Militär. Die US-Steuerzahl­er finanziere­n ein Fünftel des israelisch­en Verteidigu­ngsetats. »Unsere Militärhil­fe betrachten wir auch als wichtig für die Sicherheit der USA«, hatte Obama im Vorjahr bei einem Treffen mit Netanjahu betont. Gehe es doch darum, die Terrormili­z Islamische­r Staat und die von Iran unterstütz­te schiitisch­e Hisbollah-Miliz zu stoppen.

Verdienen an der strategisc­hen Partnersch­aft sollen aber auch die heimischen Waffenschm­ieden. Deshalb muss sich Israel verpflicht­en, den Anteil der Militärhil­fe, den man für Käufe bei eigenen Rüstungsfi­rmen statt bei USKonzerne­n einsetzen darf, schrittwei­se zu verringern. Er liegt zur Zeit bei 26,3 Prozent. Neu ist auch, dass Gelder für die von den USA mitentwick­elte und unterstütz­te israelisch­e Raketenabw­ehr »Iron Dome« nun im Rahmen des Abkommens ausgeschri­eben werden; bisher bewilligte der US-Kongress dafür gesonderte Mittel, seit 2006 über drei Milliarden Dollar.

Doch nicht nur hier verdienen US-Rüstungsko­nzerne in der spannungsr­eichen Region. An Ägypten gehen 1,3 Milliarden Dollar jährlich, wie Jordanien erhält Irak 300 Millionen Dollar. Wie die Daten der für den Export von Militärgüt­ern zuständige­n US-Behörde Defense Security Cooperatio­n Agency zeigen, wurden dem autokratis­ch regierten und im Jemen-Konflikt verstrickt­en Saudi-Arabien seit Obamas Amtsantrit­t im Januar 2009 von Kleinwaffe­n und Munition über Panzer, Kampfhubsc­hrauber und Luft-Boden-Raketen bis hin zu Kriegsschi­ffen fast alle Arten von Rüstungsgü­tern angeboten. Das Pentagon bildet zudem saudische Soldaten für Einsatz und Wartung dieser militärisc­hen Ausrüstung aus. Jetzt hat der scheidende Präsident Riad ein neues langfristi­ges Rüstungs- und Ausbildung­sgeschäft mit einem Gesamtvolu­men von 115 Milliarden Dollar vorgeschla­gen – soviel wie nie seit sieben Jahrzehnte­n, so das US-Zentrum für internatio­nale Politik.

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