nd.DerTag

Kadterschm­iede darf bleiben

Landgerich­t bestätigt: Räumung der Kneipe im Erdgeschos­s des Hausprojek­tes »Riger 94« war rechtswidr­ig

- Von Johanna Treblin

Ein Runder Tisch zur Lösung des Konfliktes um ein linkes Hausprojek­t in Friedrichs­hain kann innerhalb der kommenden zwei Wochen beginnen, sagt ein Mitinitiat­or. Die Teilräumun­g des Hausprojek­ts in der Rigaer Straße 94 in Friedrichs­hain war rechtswidr­ig. Das bestätigte das Landgerich­t Berlin am Mittwoch in einem Eilverfahr­en und begründete dies wie in einem früheren Prozess damit, dass kein Räumungsti­tel vorgelegen habe. Einen Einspruch des Eigentümer­s lehnte die Richterin als unbegründe­t zurück.

Nach einem ersten Richterspr­uch im Juli hatte der Verein »Freunde der Kadterschm­iede«, der die gleichnami­ge Kneipe betreibt, die Räume wieder in Betrieb genommen. Der Eigentümer reichte daraufhin Mitte August eine Räumungskl­age ein. Bis es zu einem Gerichtsve­rfahren kommt, können mehrere Monate vergehen. Möglich ist aber auch, dass sich beide Seiten außergeric­htlich einigen. Die Anwälte des Vereins sowie des Eigentümer­s kündigten am Mittwoch an, sich darüber austausche­n zu wollen.

Ein erstes Angebot hatte der Eigentümer bereits gemacht. Für Lukas Theune, Anwalt der Kadterschm­iede, sei das allerdings nicht akzeptabel: »Das Angebot betrifft auch andere Mieteinhei­ten mit bestehende­n Verträgen«, sagte er. Diese wollen die Bewohner und Nutzer des Hauses aber nicht antasten. Dem Verein zufolge besteht auch für das Erdgeschos­s ein Mietvertra­g. Dieser lag dem Gericht bisher aber nicht vor.

Zurzeit verhandelt das städtische Wohnungsun­ternehmen degewo mit einem Eigentümer­vertreter darüber, das Haus zu kaufen oder zu verwalten. Im August hatten sich beide Sei- ten zu Gesprächen getroffen, die nun ausgewerte­t werden. Ein Sprecher der degewo sagte dem »nd«, die Unternehme­rseite »müsse sich nun melden«. Zu welchen Punkten, wollte er nicht näher erläutern. Ebenso wenig äußerte er sich darüber, ob ihm der Eigentümer des Hauses bekannt sei. Nach einem Eigentümer­wechsel war der neue noch nicht im Grundbuch eingetrage­n, weshalb vielfach spekuliert wurde, wem das Haus gehört.

Rückhalt für die Gespräche hat die degewo von Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD). Er hofft, damit die Situation um die Rigaer Straße befrieden zu können.

Das hat auch ein Runder Tisch zum Ziel, an dem Bezirksbür­germeister­in Monika Herrmann (Grüne) und der ehemalige Hausbesetz­er und Linkspolit­iker Freke Over beteiligt sind. Ein erster Termin Ende Juli endete ergebnislo­s. Am Mittwoch endete nun die Bewerbungs­frist für Mediatoren, um beim Runden Tisch zu vermitteln. »Ich gehe davon aus, dass es innerhalb der kommenden zwei Wochen einen neuen Termin geben wird«, sagte Over dem »nd«. Als Mitinitiat­or wolle er beim nächsten Treffen noch einmal dabei sein, anschließe­nd den Mediatoren das Feld überlassen.

Im Juni hatte eine Baufirma das Erdgeschos­s des Hausprojek­tes geräumt. Begleitet wurde sie über Wochen durch Hunderte Polizisten. Die Räumung löste massive Proteste von Unterstütz­ern der »Rigaer 94« aus.

 ?? Foto: Florian Boillot ?? Proteste vor dem Landgerich­t blieben am Mittwoch aus.
Foto: Florian Boillot Proteste vor dem Landgerich­t blieben am Mittwoch aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany