Buchstaben des Schreckens
Nicht wenige Politiker der Linkspartei dürften in den letzten Jahren schweißgebadet aufgewacht sein, nachdem ihnen im Traum die Buchstabenkombination GSW erschienen ist. Sie war die größte städtische Wohnungsbaugesellschaft Berlins. Dann hat Rot-Rot sie verkauft. Die Hauptstadt war finanziell spätestens mit der Pleite der Bankgesellschaft im freien Fall. Einen »Notlagenverkauf« nannte das die damalige LINKENVorläuferin PDS im Jahr 2004. »Der Verkauf der GSW ist wohnungspolitisch nicht vernünftig. Er ist an sich nicht mal fiskalisch besonders schlau«, hieß es in einer Erklärung der Partei zum Verkauf. Trotzdem stimmte sie dafür.
Nachdem der in den 90er Jahren vom Senat erwartete Nachwendeboom mit knapp zwei Jahrzehnten Verspätung doch noch eingetreten ist, rächen sich die Entscheidungen der Vergangenheit bitterer als so mancher Genosse wohl damals erwartet hätte. »GSW« schallt es Parteivertretern bei fast jeder Veranstaltung entgegen. Es ist eine schwere Hypothek für das Vertrauen im Einsatz für die soziale Sache. Mit dem Papier, das die nötigen Schritte für eine Kehrtwende in der Wohnungspolitik beschreibt, soll diese Scharte wohl endgültig ausgewetzt werden.
Der Rückkauf, sollte er gelingen, wäre tatsächlich ein starkes Symbol für Willen und Ziele der LINKEN. Scheitert das Projekt, könnte das abermals zum Fanal für die Sozialisten werden. Selbst wenn sie es schaffen sollten, Zehntausende andere Wohnungen kommunalisieren.