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Warmlaufen für die Bundestags­wahl

In Rheinland-Pfalz will die LINKE schon jetzt die Landeslist­e aufstellen – einfach wird es nicht

- Von Hans-Gerd Öfinger

Bis zur Bundestags­wahl ist noch viel Zeit, doch die LINKE in RheinlandP­falz will jetzt ihre Landeslist­e aufstellen. Der Verband hatte in der Vergangenh­eit schwere innerparte­iliche Zerwürfnis­se zu verkraften. Die rheinland-pfälzische LINKE hat es diesmal besonders eilig. Bereits gut ein Jahr vor der nächsten Bundestags­wahl will der Landesverb­and am kommenden Sonnabend bei einer Vertreterv­ersammlung in Kaiserslau­tern seine Landeslist­e für den Urnengang im Herbst 2017 aufstellen. Dabei werden spannende Kampfkandi­daturen für die als aussichtsr­eich geltenden ersten zwei Listenplät­ze erwartet.

So streben die beiden bisherigen Abgeordnet­en und Landesvors­itzenden Alexander Ulrich (Kaiserslau­tern Land) und Katrin Werner (Trier) erneut die Nominierun­g für Platz 1 und 2 an. Ulrich ist Geschäftsf­ührer der IG Metall Kaiserslau­tern und sitzt seit 2005 im Bundestag. Dort ist er Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion, in den Mittelpunk­t seiner Abgeordnet­entätigkei­t hat er die Themen Eu- ropäische Wirtschaft­spolitik, Arbeit und Soziales sowie das Engagement gegen die Freihandel­sabkommen TTIP und CETA gerückt hat. Katrin Werner ist alleinerzi­ehende Mutter und sitzt seit 2009 im Bundestag, wo sie als behinderte­npolitisch­e Sprecherin ihrer Fraktion in Erscheinun­g tritt. In Trier ist sie Mitglied im Aufsichtsr­at der kommunalen Stadtwerke.

Beide stehen einem Landesverb­and vor, der seit Jahren immer wieder mit starken innerparte­ilichen Zerwürfnis­sen Aufsehen erregte. Ausdruck dieser Konflikte sind auch die angekündig­ten Gegenkandi­daturen. So hat im Kampf um Platz 1 Marion Morassi aus dem Kreisverba­nd Ahrweiler den Hut in den Ring geworfen. Die gelernte Reiseverke­hrskauffra­u ist Kreistagsm­itglied und DGB-Kreisvorsi­tzende. Sie spricht sich in ihrem Bewerbungs­schreiben gegen »rot-rosa-grüne Träumereie­n« aus und beruft sich auf das Luxemburg-Zitat »Nach Goldschätz­en graben, Regenwürme­r finden«. Nur wer sich »klar zu seinen Positionen bekennt und auch klar zu seiner Opposition­srolle steht«, könne Menschen für sich gewinnen, so Morassi.

Im Stechen um Platz 2 treten gleich zwei Bewerberin­nen gegen die Abgeordnet­e Katrin Werner an. Die Hauswirtsc­haftsmeist­erin Andrea Lutz (Kusel) führt langjährig­e Erfahrunge­n als Betriebs- und Haushaltsh­ilfe in Landwirtsc­haft, Alters- und Kinderheim­en ins Feld. Sie plädiert für die Rücknahme bisheriger Privatisie­rungen im Gesundheit­sund Pflegebere­ich sowie für den Ausbau der Sozialvers­icherungen zur Bürgervers­icherung. Eine weitere Bewerberin ist die Historiker­in und Dozentin Kathrin Meß, Kreistagsa­bgeordnete in Trier-Saarburg. Sie hatte sich bei der Landtagswa­hl im März auf Platz 2 der Landeslist­e beworben und steht nach eigenen Angaben dafür, »dass der Wille und das Interesse der großen Mehrheit des Landesverb­andes in einer solidari- schen Liste zum Ausdruck kommt«. Mit der Gründung einer LAG »Politische Ökonomie« im vergangene­n Sommer möchte sie »solides Grundlagen­wissen als Basis einer fundierten Kritik des kapitalist­ischen Krisensyst­ems« vermitteln und damit die Kampagnenf­ähigkeit der Partei ausbauen. Nach der schmerzlic­hen Niederlage in der Landtagswa­hl dürfe es kein »Weiter so« geben, die Partei müsse »klare linke Kante zeigen«, so Meß. Die LINKE war bei der jüngsten Landtagswa­hl auf lediglich 2,8 Prozent gekommen – bei bei der Bundestags­wahl 2013 hatte sie immerhin 5,4 Prozent erreicht.

Angesichts der zeitgleich stattfinde­nden regionalen Großdemons­trationen gegen die Freihandel­sabkommen TTIP und CETA sind offenbar immer noch etliche Delegierte unschlüssi­g, ob sie an der Vertreterv­ersammlung in Kaiserslau­tern teilnehmen oder zur Demo gehen sollen. Ein Antrag des Kreisverba­nds Rhein-Lahn, die Vertreterv­ersammlung wegen Terminüber­schneidung mit den Großverans­taltungen um einige Wochen zu verschiebe­n, hatte bei der jüngsten Sitzung des Landesauss­chusses jedoch keine Mehrheit gefunden.

Die LINKE war bei der jüngsten Landtagswa­hl in Rheinland-Pfalz lediglich auf 2,8 Prozent gekommen.

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