Langzeitstudenten zahlten 2,4 Millionen
Thüringer Minister: Lage an Hochschulen unbefriedigend
Ein Studium dauert unter Umständen länger als geplant. Die Thüringer Hochschulen bitten Langzeitstudenten mit einer Gebühr zur Kasse. Vor allem bei angehenden Ingenieuren dauert es länger. Erfurt. Thüringer Hochschulen haben im vergangenen Jahr mehr als 2,4 Millionen Euro an Gebühren von Langzeitstudenten eingenommen. 2010 verbuchten die vier Universitäten und fünf Fachhochschulen im Land noch mehr als 2,7 Millionen Euro an Langzeitstudiengebühren. Die Überschreitung der Regelstudienzeit sei in Thüringen kein Massenphänomen, sagte Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) der dpa. Dennoch sei die Situation nicht be- friedigend. »Wir arbeiten daran, etwa längere Studienzeiten, die durch den Wechsel des Fachs entstehen, durch eine individuelle Studienberatung zu vermeiden.« Überschreitungen von ein oder zwei Semestern gebe es häufig auch aufgrund von Prüfungswiederholungen, längeren Praktika, Auslandsaufenthalten oder dem Engagement in der studentischen Selbstverwaltung.
Im Bundesvergleich liegt Thüringen den Angaben zufolge aber bei der Einhaltung der Regelstudienzeit über dem Durchschnitt. Rund die Hälfte der Absolventen schließe ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit ab, im Bundesdurchschnitt seien es etwa 40 Prozent. Am häufigsten gibt es in Thüringen Überziehungszeiten bei den Ingenieurwissenschaften. Die wenigsten Langzeitstudenten finden sich in den Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften. In diesem Wintersemester gab es nach Ministeriumsangaben 1237 Studenten in Thüringen, die ihre Regelstudienzeit um fünf oder mehr Semester überschritten hatten. Ihre Zahl ist in den ver- gangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Im Wintersemester 2011/12 waren es noch 1535 Studierende. Laut Gesetz kann die Gebühr im Einzelfall auf Antrag ganz oder teilweise erlassen werden, wenn sie zu einer unbilligen Härte führen würde. Die meisten Gebühren nahm 2015 die Jenaer Uni mit 710 237 Euro ein.