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Staatssekr­etär außer Kontrolle

Anhörung in Magdeburg zu dubiosen Beraterver­trägen

- Dpa/nd

Magdeburg. Wochenlang wurde die Rolle von Jörg Felgner bei umstritten­en Beraterver­trägen des Magdeburg er Finanzmini­steriums mit der Investitio­nsbank diskutiert, nun hats ich Sachsen-Anhalts heutiger Wirtschaft­sminister im Landtag erklärt. Der SPD-Politiker Felgner stand in einer dreistündi­gen Diskussion des Finanzauss­chusses am Mittwoch Rede und Antwort. Er hatte als Staatssekr­etär 2013 einen Vertrag mit einem Volumen von mehr als sechs Millionen Euro unterzeich­net, ohne dass vorher der Ausschuss informiert wurde. Das ist nach den Regeln jedoch immer nötig, wenn ein Vertrag das Volumen von 20 000 Euro übersteigt. Der Fall sorgte für Kritik von Seiten des Rechnungsh­ofs und den Finanzexpe­rten fast aller Fraktionen.

Aus heutiger Sicht sehe er, dass der Ausschuss intensiver hätte einbezogen werden müssen, resümierte Felgner nach der Aussprache. »Ich habe damals den dritten vor dem zweiten Schritt gemacht, das war rechtlich noch möglich, aber politisch nicht der klügste Weg.« Er sehe aber keinen Grund für Konsequenz­en wie einen Rücktritt. Das sehen auch die anderen Fraktionen so – mit Ausnahme der opposition­ellen AfD. Ihr Finanzexpe­rte Robert Farle wiederholt­e die Forderung nach einem Rücktritt. »Es kann nicht damit getan sein, dass er sich entschuldi­gt, weil er ja tatsächlic­h das Haushaltsr­echt des Parlaments umgangen hat.«

LINKEN-Fraktionsc­hef Swen Knöchel sagte hingegen nach der Sitzung, Felgner habe deutlich gemacht, dass er Teil des Systems um den früheren SPD-Finanzmini­ster Jens Bullerjahn gewesen sei. Dieser habe viel am Parlament vorbeigetr­agen. Felgner habe jedoch glaubhaft versichern können, dass er diese Praxis nicht wiederhole.

Stattdesse­n wollen die Finanzexpe­rten nun prüfen, inwieweit die Umgehung des Parlaments auch bei anderen Beraterver­trägen eine Rolle gespielt haben könnte. »Wir werden jetzt weiter prüfen. Wir haben den Landes rechnungsh­of gebeten, die Jahre, die noch nicht geprüft sind, noch zu prüfen und uns vorzulegen «, umriss der Grünen-Ab geordnete und Finanzauss­chussVorsi­tzen de Olaf Meister das weitere Prozedere.Dasbe treffe den Zeitraum 2014 bis 2016. So könne sich ein Gesamtbild ergeben. »Dass etwas schief gelaufen ist, ist klar, die Frage ist: Was und wieviel?«, sagte Meister. Danach könne entschiede­n werden, wie die Regeln verschärft werden könnten. Seine Grünen sind Teil der in Sachsen-Anhalt regierende­n Kenia-Koalition..

Sollten die Prüfungen weitere Beispiele ergeben, bei denen das Parlament umgangen worden ist, könnte es nach Willen der AfD auch einen Untersuchu­ngsausschu­ss geben. Den könnte die zweitgrößt­e Fraktion ohne Unterstütz­ung anderer Fraktionen einsetzen. »Aber den werden wir erst dann beschließe­n, wenn wir uns sicher sind, dass das nicht nur ein Einzelfall ist«, sagte Farle von der AfD.

Ebenfalls am Mittwoch wurde Sachsen-Anhalts Regierungs­chef Reiner Haseloff (CDU) in den Zeugenstan­d des Landgerich­ts Magdeburg gerufen. Der Ministerpr­äsident sagte im Prozess gegenden früheren Land rat Lothar Finzelberg aus. Diesem wird Bestechlic­hkeit im Zusammenha­ng mit dem Müllskanda­l im Jerichower Land vorgeworfe­n. Finzelberg sagte kurz vor Prozessbeg­inn der dpa, er sehe in Haseloff den eigentlich Verantwort­lichen. Er selbst hatte stets seine Unschuld beteuert. Haseloff war einst Wirtschaft­sminister und damit auch für das Thema Müllentsor­gung zuständig. Der Prozess zieht sich bereits seit run deinem Jahr hin.

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