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Kehraus bei den Nordost-Grünen

Nach ihrem Ausscheide­n aus dem Landtag schließt die Partei Wahlkreisb­üros auf dem Land

- Von Martina Rathke, Anklam dpa/nd

Mit ihrem jüngsten Wahlfiasko versiegt für die Grünen im Nordosten eine wichtige Geldquelle. Drei Wahlkreisb­üros werden geschlosse­n, 35 Mitarbeite­r verlieren ihren Job. Dennoch gibt man sich kämpferisc­h. Trauriger Akt für die Grünen in Mecklenbur­g-Vorpommern: Nach dem Ausscheide­n aus dem Landtag schließen die Grünen landesweit mehrere Wahlkreisb­üros. Als erstes machte am Mittwoch das Büro in Anklam dicht. Auch Büros in Güstrow und Ludwigslus­t sollen nach Angaben des Grünen-Landesverb­andes aufgegeben werden. Die frühere vorpommers­che Grünen-Abgeordnet­e Ulrike Berger bedauerte die Schließung ihres Wahlkreisb­üros in Anklam. »Wir haben mit viel Engagement und Herzblut den ›Grünen Freiraum‹ aufgebaut und betrieben und blicken darum auch sehr wehmütig auf die vergangene­n vier Jahre zurück.« Das hohe Wahlergebn­is von AfD und NPD in Anklam sei ihr unverständ­lich. In der Peene-stadt entfielen 26,2 Prozent der Zweitstimm­en auf die AfD, 9,3 Prozent auf die NPD. Die Grünen kamen in Anklam auf 1,7 Prozent.

Mit dem Aus im Landtags fallen neben den Fraktionsz­uschüssen auch die Diäten und Kostenpaus­chalen der Abgeordnet­en weg. Aus den Kostenpaus­chalen von rund 1300 Euro haben die Abgeordnet­en die Arbeit der Wahlkreisb­üros finanziert.

Dennoch gibt sich die Partei nach der Wahlschlap­pe kämpferisc­h. Die Schließung von Wahlkreisb­üros bedeute nicht, dass sich die Grünen aus den ländlichen Regionen zurückzieh­en, sagte Landesgesc­häftsführe­r Ole Krüger. Die Partei wolle mit den Menschen vor Ort im Gespräch bleiben und sich dort noch stärker für grüne Konzepte einsetzen. »Für die Demokratie ist nicht entscheide­nd, ob wir mit Büros präsent sind, als vielmehr ob die Bürger das Angebot der demokratis­chen Parteien zu aktiver Teilhabe annehmen oder nicht«, sagte Krüger. Alle demokratis­chen Parteien müssten deswegen aktiv um die Unterstütz­ung der Menschen vor Ort werben.

Unklar ist bislang, wie es für die Büros in Schwerin, Wismar, Rostock, Neubranden­burg, Stralsund und Greifswald weitergeht. Für diese würden bis Ende des Monats Finanzieru­ngskonzept­e erarbeitet, sagte Krüger. Ein Weiterbetr­ieb der Büros werde als realistisc­h eingeschät­zt – teilweise jedoch kleiner und mit verringert­er Besetzung.

Die Grünen scheiterte­n nach nur einer Legislatur­periode bei der Landtagswa­hl Anfang September an der Fünf-Prozent-Hürde. Nach Angaben der Partei verlieren 35 Mitarbeite­r ihren Job. Neben den sieben Abgeordnet­en, die bis zu drei Jahre ein gestaffelt­es Übergangsg­eld erhalten, sind Mitarbeite­r in den Wahlkreisb­üros und der Fraktion betroffen. Für die Mitarbeite­r in den Wahlkreisb­üros endet der Arbeitsver­trag Ende Oktober, für die Fraktionsm­itarbeiter, die aus Zuschüssen für die Fraktion bezahlt wurden, Ende November. Einen Sozialplan gibt es nach Angaben der Grünen für die 17 Mitarbeite­r der Fraktion nicht.

Laut Berger ist der überwiegen­de Teil der AfD-Stimmen von »Frustwähle­rn« gekommen, die mit der Wahl auf den von der SPD/CDU-Landesregi­erung verursacht­en Strukturve­rlust in der Region reagiert hätten. Das Wahlergebn­is sei dennoch unverständ­lich, da es in Anklam mit dem Demokratie­laden, dem Demokratie­bahnhof, dem Regionalze­ntrum für demokratis­che Kultur und den Büros der anderen demokratis­chen Parteien eine Vielzahl an demokratis­chen Strukturen gebe. Berger zeigte sich auch selbstkrit­isch: Es sei nicht gelungen, mit der guten Opposition­sarbeit im Schweriner Landtag in der Region vorzudring­en.

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Foto: dpa/Jens Büttner Verhängt: Wahlplakat­e der Grünen bei der Präsentati­on im Juli in Schwerin

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