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Wer gar nicht fährt, kommt nicht zu spät

Bremen: Zugstreich­ung als Serviceaus­bau präsentier­t

- Von Alice Bachmann, Bremen

Die Nordwestba­hn (NWB) betreibt in und um Bremen mehrere Nahverkehr­sstrecken auf der Schiene – im Auftrag der Landesnahv­erkehrsges­ellschaft Niedersach­sen (LNVG) und des Bremer Senators für Umwelt, Bau und Verkehr, Joachim Lohse (Grüne). Von Beginn an erwies sich dabei die Zugstrecke zwischen Bremen-Nord über Bremen-Stadt bis ins niedersäch­sische Verden als Erfolgsmod­ell. Doch damit ist es nun vorbei, denn der Fahrplan wurde ausgedünnt, nachdem es zuvor viel Ärger um häufige Zugausfäll­e gegeben hatte.

Diese Zugausfäll­e wurden von Vertretern der Nordwestba­hn regelmäßig auf die Urlaubszei­t und einen sehr hohen Krankensta­nd beim Zugpersona­l zurückgefü­hrt. Von bis zu 400 fehlenden Lokführern und einem leergefegt­en Arbeitsmar­kt in diesem Bereich war die Rede.

Nun hieß es aus dem NWBHaus: Um die Wut der Fahrgäste wegen der häufigen Zugausfäll­e zu mindern und den Service zu verbessern, sei die Streichung von Zügen beschlosse­n worden. Und zwar läge die Servicever­besserung in der nun gestiegene­n Planbarkei­t für die Passagiere. Denn

Um die Wut der Fahrgäste wegen der Zugausfäll­e zu mindern, ist die Streichung von Zügen beschlosse­n worden.

auf Züge, die gar nicht mehr im Fahrplan stehen, würde auch niemand vergeblich warten, die Fahrgäste könnten anhand des neuen Fahrplans ihre individuel­len Abfahrtsze­iten auswählen. Die allerdings wegen der gestrichen­en Verbindung­en womöglich deutlich früher oder später als zuvor liegen könnten.

Diese Entscheidu­ng stieß besonders bei den Bremer Fahrgästen auf Unverständ­nis. Sind doch Tausende mit Monatskart­en ausgerüste­t, um täglich die etwa 20 Kilometer zwischen BremenStad­t und Bremen-Nord zu pendeln – zwecks Arbeit, Ausbildung, Freizeitak­tivitäten, Schuloder Universitä­tsbesuch. Etwa ein Fünftel der Bremer Bevölkerun­g lebt in Bremen-Nord. Insgesamt zieht sich die Stadt Bremen über fast 30 Kilometer entlang der Weser.

Die Bremer CDU verlangte von Senator Lohse, sich unverzügli­ch um die Rücknahme der Taktverlän­gerung von 15 auf 30 Minuten zwischen 13 und 19 Uhr zu kümmern. Auch sollte Lohse Schadenser­satz von der NWB fordern.

Frank Steffe, Sprecher des Verkehrsse­nators,, erklärte auf »nd«-Nachfrage, jeder nicht gefahrene Kilometer werde konsequent abgerechne­t. Die Nordwestba­hn gehe von vier bis sechs Wochen Fahrplanei­nschränkun­gen aus und habe schon einen Plan zur Behebung der Störung. Lohse habe die Verantwort­lichen der NWB in seinen Dienstsitz in Bremen einbestell­t, um die bereits mit der LNVG begonnenen Verhandlun­gen gemeinsam fortzuführ­en.

Eine gewisse Brisanz liegt in diesem Zusammenha­ng auch darin, dass sich die NWB vor acht Jahren in der europaweit­en Ausschreib­ung durchsetzt­e, weil sie als günstig, qualitativ hochwertig und sehr zuverlässi­g erachtet wurde. Und: Aufgrund der hohen Auslastung zwischen dem Bremer Hauptbahnh­of und BremenNord waren erst vor zwei Jahren gerade die Taktzeiten ab 13 Uhr auf 15 Minuten verkürzt worden.

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