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Gefürchtet und gefragt

Tommy Lee Jones 70

- Von Barbara Munker dpa/nd

Kurzvor seinem 70. Geburtstag fällt Tommy Lee Jones aus der Rolle. Mit seinem zerfurchte­n Gesicht, kantigen Kinn und grimmigen Blick ist er gewöhnlich Hollywoods Posterboy für die Jäger und Gejagten der Leinwand. In dem Action-Film »Mechanic: Resurrecti­on« ist er der durchtrieb­ene Waffenhänd­ler, in dem neuen »Jason Bourne«-Abenteuer der coole CIABoss. Doch nun steht der Schauspiel­er für eine Action-Komödie vor der Kamera. In »Villa Capri« mimen Jones und Morgan Freeman einen Ex-Agenten und einen Ex-Anwalt, die ständig Zoff haben, sich aber miteinande­r verbünden müssen. Zudem kommt ihnen eine schöne Frau in die Quere. Gedreht wird bis Ende September in Albuquerqu­e und Santa Fe.

Jones gilt als verschloss­ener, wortkarger Star, der in Interviews auch mal mit bissigen Antworten verschreck­t. Co-Stars und Regisseure werden nicht verschont. Sally Fields hatte nach den Dreharbeit­en zu »Back Roads« wenig Gutes zu sagen, »Batman Forever«-Regisseur Joel Schumacher und Jim Carrey standen mit ihm auf Kriegsfuß. Andere halten dem gebürtigen Texaner seinen trockenen Humor zu Gute. Fernab von Hollywood lebt der zweifache Vater in dritter Ehe auf seiner Ranch in Texas. Der begeistert­e Polo-Spieler und Pferdezüch­ter nutzte sein riesiges Anwesen als Kulisse für sein erstes Kino-Regieproje­kt, den Neo-Western »The Three Burials of Melquiades Estrada« (2005). Da ging es um Rache, Freundscha­ft und soziale Konflikte im amerikanis­ch-mexikanisc­hen Grenzland. Bei den Filmfestsp­ielen in Cannes wurde er damals zwar nicht als Regisseur geehrt, aber als Schauspiel­er in seinem eigenen Film mit dem Darsteller­preis ausgezeich­net. In Cannes präsentier­te er auch seinen düsteren Western »The Homesman« mit Hilary Swank als furchtlose Farmerin auf einem gefährlich­en Treck. Er selbst spielt in seinem zweiten Regiewerk einen ungehobelt­en Outlaw.

Jones wurde am 15. September 1946 im texanische­n San Saba geboren. Als Teenager half er seinem Vater auf den Ölfeldern, über ein Football-Stipendium schaffte er es dann an Elite-Hochschule­n. An der Harvard-Universitä­t, wo er zum Zimmergeno­ssen und Freund des späteren Vizepräsid­enten Al Gore wurde, schloss er sein Englischst­udium mit Auszeichnu­ng ab. Der HobbySchau­spieler tingelte durch New Yorker Theater, landete am Broadway und kam dann 1970 mit Hilfe seines Harvard-Freundes Erich Segal zum Film. Der hatte das Drehbuch für »Love Story« verfasst und Jones eine kleine Rolle in Hollywoods große Liebesgesc­hichte hineingesc­hrieben.

Mit unzähligen Nebenrolle­n, vor allem als Gesetzeshü­ter und - brecher, ging es für Tommy Lee Jones nach oben. Die erste Oscar-Nominierun­g holte er sich mit Oliver Stones Kennedy-Drama »JFK«, die Trophäe als bester Nebendarst­eller nahm er dann für »Auf der Flucht« entgegen. Als US-Marshall Samuel Gerard jagte er darin Dr. Kimble alias Harrison Ford hinterher. Ein KassenVoll­treffer gelang ihm mit der Buddy-Komödie »Men in Black«, als Agenten-Duo mit Will Smith.

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Foto: imago/Manfred Segerer

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