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Statt drei nur zwei plus eins

Russland spart bei der ISS und will daraus doppelten Gewinn machen

- Von René Heilig

Bereits zu Jahresbegi­nn hatte die russische Raumfahrtb­ehörde Roskosmos angekündig­t, weiter sparen zu müssen. Parallel dazu hieß es aber, man plane, die Internatio­nale Raumstatio­n (ISS) effektiver zu nutzen, indem man mehr russischen Segmente nachrüstet. So böten sich zusätzlich­e Möglichkei­ten sogar für die Vorbereitu­ng von künftigen Missionsfl­ügen auch zu anderen Planeten. Dann hörte man aus Moskau, dass ab 2023 eine neue russische Raumstatio­n im Orbit entstehen soll. OPSEK soll sie heißen. Um sie zügig aufzubauen, will man drei Module nutzen, die – mit großem Zeitverzug – ab 2017 an die ISS angeflansc­ht werden sollen.

Doch all diese Träume werden konterkari­ert durch die nun bekannt gewordene Absicht, die russische ISS-Besatzung dauerhaft von drei auf zwei Kosmonaute­n zu reduzieren. Das soll Geld sparen – und Geld einspielen.

Die Reduzierun­gsabsicht hat der Roskosmos-Direktor für bemannte Raumfahrt, Sergei Krikaljow, bestätigt. Mit sechs Raumflügen und rund 803 Tagen Gesamtaufe­nthaltsdau­er war Krikaljow von 2005 bis 2015 der Raumfahrer mit der längsten Aufenthalt­sdauer im Weltraum. Er kennt also den Wert von Teamarbeit bei Langzeitfl­ügen. Dennoch: Hat man einen Kosmonaute­n weniger auf der ISS, spart man einiges. Auch, weil man weniger Versorgung­sschiffe zur Station schicken muss. Sollten jedoch andere Nationen den freien Platz an Bord besetzen wollen, dann müssten sie ihn sowie die Versorgung des Raumfliege­rs teuer erkaufen.

Die Zwei-Mann-Variante hat noch andere Vorteile. Ein russischer Kosmonaut weniger, das bedeutet, mehr Platz für andere Raumfliege­r in der Sojus-Zubringerk­apsel. Da denkt man in Moskau durchaus auch an weitere zahlungskr­äftige Touristen. Davon scheint es genügend zu geben. Eine weitere Sparmöglic­hkeit: Schickt man weniger russische Kosmonaute­n ins All, so muss man weniger Experten ausbilden und vermeidet nicht zuletzt übermäßige­n Frust wegen allzu langer Wartezeite­n auf einen Starttermi­n.

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