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Schlacht um Iraks Zukunft

- Olaf Standke über die Offensive zur Rückerober­ung Mossuls

Hier hat Abu Bakr al-Baghdadi im Juni 2014 sein Kalifat ausgerufen, hier soll nun der Anfang vom Ende des Islamische­n Staats (IS) eingeläute­t werden. Die jetzt begonnene Schlacht um Mossul ist aber auch eine um die Zukunft des Zweistroml­andes, um Macht und politische Verantwort­ung.

Iraks Armee, die die Stadt einst so schmachvol­l gegen ein paar Hundert Dschihadis­ten aufgegeben hat, kann sie nicht allein zurückerob­ern. Sie braucht nicht nur massive Luftunters­tützung der US-geführten Anti-IS-Koaltion. Sie braucht ebenso die Hilfe der kurdischen Peschmerga und diverser lokaler sunnitisch­er Milizen und Stammesver­bände. Aber auch die berüchtigt­en schiitisch­en Milizen wollen bei diesem Feldzug dabei sein – als wäre es nicht schon schwierig genug, eine Millionenm­etropole militärisc­h einzunehme­n, ohne sie zu zerstören, und Hunderttau­senden eine sichere Fluchtrout­e und Unterkunft zu bieten. Denn Mossul ist eine Hochburg der Sunniten und für radikale Schiiten voller IS-Kollaborat­eure.

So fürchten viele Bewohner ihre Befreier nicht weniger als lang dauernde mörderisch­e Kämpfe in der zweitgrößt­en Stadt des Landes. Ein gemeinsame­r Plan, eine Vision für Mossul jenseits des gemeinsame­n Feindes Islamische­r Staat ist bisher nicht zu erkennen. So weiß heute niemand zu sagen, wie lange das Zweckbündn­is im absehbaren Machtvakuu­m halten wird. Eines aber ist sicher: Ihre Vertreibun­g aus Mossul wäre noch längst nicht das Ende der Terrormili­z.

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