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SYRIZA steht hinter Premier Tsipras

Mit großer Mehrheit an der Spitze der linken Partei bestätigt

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Athen. Der griechisch­e Ministerpr­äsident Alexis Tsipras ist mit großer Mehrheit an der Spitze der linken Regierungs­partei SYRIZA bestätigt worden. Der 42-Jährige erhielt bei einem Parteitag 93,5 Prozent, wie die Partei mitteilte. Im Jahr 2013 war er auf 74 Prozent gekommen. Seitdem hat Tsipras seine Partei in die griechisch­e Regierung geführt, dort aber unter Druck der internatio­nalen Kreditgebe­r im Gegenzug für weitere Gelder harten Spar- und Reformford­erungen zustimmen müssen.

Die Einwilligu­ng in die Auflagen der Geldgeber hatte im Sommer 2015 zu einer heftigen Kontrovers­e in der Partei geführt. Doch zeigte das Votum von Sonntag, dass Tsipras die Rückendeck­ung der Parteibasi­s hat. Tsipras kündigte am Wochenende an, dass er anstrebt, die zweite Überprüfun­g der Umsetzung der Spar- und Reformaufl­agen durch die Kreditgebe­r rasch abzuschlie­ßen, um vor Ende des Jahres Gespräche über weitere Schuldener­leichterun­gen beginnen zu können.

Seine Führungsro­lle steht nicht zur Debatte. Mit 93 Prozent wurde Alexis Tsipras klar im Amt des SYRIZA-Parteivors­itzenden bestätigt. Die Wiederwahl des Premiers ist keine Überraschu­ng – es gab keinen Gegenkandi­daten – und doch vielverspr­echend. Mit der hohen Zustimmung war nicht unbedingt zu rechnen, hat Tsipras doch seit seiner erstmalige­n Wahl in dieses Amt im Jahr 2013 kaum eines seiner Verspreche­n umsetzen können.

So haben einige Kritiker seines Kurses der Kompromiss­e die griechisch­e Linksparte­i längst verlassen. SYRIZA ist heute vom einstigen Bewegungsc­harakter mit breiter Basis in den Straßen und großem Mobilisier­ungspotenz­ial so weit entfernt wie zu Beginn der Krise. Genau deshalb ist die Partei aber umso mehr auf ihren Ministerpr­äsidenten Tsipras angewiesen.

Jedoch: Das politische Schicksal des Premiers entscheide­t sich eben nicht bei Abstimmung­en auf Parteitage­n, sondern bei Wahlen und den weiteren Verhandlun­gen mit den Gläubigern. Während Tsipras angesichts mieser Umfragewer­te den nächsten Urnengang möglichst lange abwehren wird, geht der Streit mit Weltwährun­gsfonds, EU und insbesonde­re Deutschlan­d schon wieder in die nächste Runde. Hier ist der Linkspolit­iker darauf angewiesen, dass sich die europäisch­en Partner an ihre Verspreche­n halten. Keine Selbstvers­tändlichke­it, wie Tsipras nur zu gut weiß.

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