nd.DerTag

Da wäre mehr drin gewesen

Fabian Lambeck über den Gesetzentw­urf zur Leiharbeit, der auf Druck der Union stark verwässert wurde

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Es gehört zum Wesen eines politische­n Kompromiss­es, dass keine Seite sämtliche Forderunge­n durchbring­t. Insofern ist der Gesetzentw­urf zur Leiharbeit, der gerade den Bundestag durchläuft, geradezu exemplaris­ch. In Rudimenten lässt er noch erahnen, welche Intentione­n die federführe­nde Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles (SPD) ursprüngli­ch bewogen haben mögen. Nahles wollte die Leiharbeit strengeren Regeln unterwerfe­n. Die geplante Begrenzung der Einsatzdau­er und die Regelungen zur gleichen Bezahlung, dem Equal Pay, hätten vielen Arbeitnehm­ern der Branche deutliche Verbesseru­ngen gebracht.

Doch wie bei vielen großkoalit­ionären Projekten zuvor, beugte sich die Ministerin dem Druck der Union. So enthält der Entwurf nun arbeitgebe­rfreundlic­he Regelungen, die das Gesetz verwässern. Erst bei genauerer Prüfung wird klar, wie sehr Nahles der Union und der Arbeitgebe­r-Lobby entgegenge­kommen ist. Zwar findet sich eine Höchstleih­dauer im Gesetz, doch ist diese problemlos zu umgehen, ebenso wie die gleiche Entlohnung von Stamm- und Leiharbeit­ern. Das Ergebnis ist nun ein Paragrafen­werk, dass Gewerkscha­fter freundlich als »gute Basis« bezeichnen. Heißt übersetzt: Hier wäre mehr drin gewesen, Frau Ministerin!

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