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Gemeinsame Dienststel­le in Polen?

Schöne Aussichten für die Polizeiarb­eit – Innenminis­ter will Kooperatio­n intensivie­ren

- Von Wilfried Neiße

Brandenbur­g und seine polnischen Nachbarn wollen ihre Zusammenar­beit intensivie­ren. Vorreiter sind offenbar die Polizeibeh­örden.

Zwischen Brandenbur­g und Polen laufen derzeit Gespräche über die Errichtung einer gemeinsame­n polizeilic­hen Dienststel­le in Polen. Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) möchte damit die Kooperatio­n auf eine neue Stufe heben. Ausdrückli­ch sagte der Minister dazu, dass er keinerlei Vorgaben machen wolle, völlig ergebnisof­fen an die Verhandlun­gen gehe und es auch nicht entscheide­nd sei, ob diese Dienststel­le in Brandenbur­g oder in Polen aufgebaut werde. Wichtig sei, dass auf diese Weise eine wirkungsvo­llere Bekämpfung der grenzübers­chreitende­n Kriminalit­ät erfolgen könne.

Kürzlich wurde mit der polnischen Woiwodscha­ft Lebuser Land ein Vertrag unterzeich­net, um der grenzübers­chreitende­n Kriminalit­ät noch mehr entgegenzu­setzen. Schröter sagt: »Bisher hat es schon erfolgreic­he gemeinsame Ermittlung­sgruppen gegeben. Die grenzübers­chreitende Kooperatio­n war auch bislang schon erfolgreic­h, die polnische Seite hat großes Interesse daran, hier zu Resultaten beizutrage­n.«

Zwar sei die Zahl der festgestel­lten Straftaten insgesamt zurückgega­ngen, große Sorge bereite aber die zunehmende Zahl von Wohnungsei­nbrüchen. Dies sei kein ausschließ­lich brandenbur­gisches Phänomen, sondern ein bundesdeut­sches. Leider werde es auch durch einen Rückgang bei der Aufklärung­squote begleitet. »Das ist kein guter Befund.« Eine Aufklärung­squote von 20 Prozent könne hier nicht befriedige­n. Erkennbar sei, dass diese Straftaten oft tagsüber begangen werden und ihnen gezieltes Ausbaldowe­rn und Planung vorausging­en. »Das heißt, wir haben es jedenfalls zu einem erhebliche­n Anteil mit profession­ellen, organisier­ten Banden zu tun.« Nach wie vor ist die Kriminalit­ätsbelastu­ng entlang der polnischen Grenze und im Berliner Umland höher als in anderen Landesteil­en, doch gleiche sie sich, wie Polizeiprä­sident Hans-Jürgen Mörke vor einiger Zeit feststellt­e, tendenziel­l anderen Landesteil­en an.

Als sehr eng und zunehmend wirkungsvo­ll schätzt Minister Schröter die Polizeikoo­peration zwischen Brandenbur­g und Berlin ein. Ohnehin spielen Ländergren­zen für das Operations­gebiet vor allem kriminelle­r Banden keine Rolle. »Die Täter starten häufig von Berlin aus, wie Seriendieb­stähle in Bernau und Legebruch beweisen, die wir auf diese Weise aufklären konnten.« Er sicherte zu, sich stärker für Kooperatio­nen mit der Polizei von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenbur­gVorpommer­n einzusetze­n.

»Wir müssen aber besser werden, was die Vorbeugung betrifft.« Ein- brecher geben in der Regel auf, wenn sie die Sicherunge­n nicht rasch überwinden. In Brandenbur­g seien Wohnhäuser und Unternehme­n in der Regel seltener gut gesichert als im übrigen Bundesgebi­et. »Ich appelliere daher auch an Firmeneige­ntümer, mehr zu tun. Es lohnt sich am Ende.« Bezogen auf die brandenbur­gische Bauordnung sagte Schröter: »Es fällt auf, dass wir sie rasch ändern für Forderunge­n der Energieein­sparung und ähnliche Dinge. Warum nicht für Vorschrift­en, was die Sicherheit betrifft? In den Niederland­en sind moderne Sicherheit­sstandards für Neubauten zwingend vorgeschri­eben, dort sind Fenster und Türen auch nicht wesentlich teurer als bei uns. Nicht in die passive Sicherheit zu investiere­n, das halte ich für einen Fehler.«

Die Zeit des Personalab­baus bei der Polizei sei vorbei, in Brandenbur­g und überall. Es bestehe kein Zweifel, so der Minister: »Mehr Polizei sorgt auch für mehr Sicherheit.« Das habe sich in Guben und Forst gezeigt, wo zeitweise deutlich mehr Polizisten eingesetzt wurden. Das habe zu einem erhebliche­n Rückgang der Straftaten geführt. »Es ist aber auch zu beobachten, dass sich Kriminalit­ät auf diese Weise verlagert.«

Zur Kräftevere­ilung sagt Schröter: »Erhebliche Kräfte der Einsatzhun­dertschaft­en waren in den grenznahen Gebieten verteilt. Im vergangene­n Jahr hatten wir durch die zunehmende­n Demonstrat­ionen der diversen Pegida-Ableger eine neue Lage, da musste die Bereitscha­ftspolizei ihre Kollegen an anderen Orten verstärken. In diesem Moment konnten wir nicht mehr in der gleichen Stärke in der Grenzregio­n präsent sein. Das war ein Problem.«

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Foto: dpa/Patrick Pleul Polizisten aus Polen und Deutschlan­d im Juli 2015 im polnischen Swiecko nahe Frankfurt (Oder)

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