Loreleyen bis zum Abwinken
Wie viele Statuen der betörenden Zauberin mit dem Goldhaar verträgt das Mittelrheintal?
Viele Touristen wollen im romantischen Mittelrheintal den LoreleyMythos quasi anfassen können, eine Statue fotografieren. Doch es gibt nicht nur eine Loreley – und es ist weiterer Zuwachs geplant. Wo ist bloß die Loreley? Tausende Touristen finden zwar ihren Weg zum weltberühmten Rheinfelsen. Nach einer Statue als sichtbaren Ausdruck der gleichnamigen Sage suchen viele aber zunächst vergeblich. Dabei gibt es sogar zwei Loreley-Figuren – jedoch an etwas abgelegenen Standorten. Künftig soll sich noch eine dritte Statue dazu gesellen, an zentraler Stelle des Felsplateaus. »Denkbar wäre ein Foto-Point an der Spitze«, sagt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley, Werner Groß. »Dann könnten Selfies mit immer anderen Gästen und der Loreley millionenfach in alle Welt gepostet werden.«
Groß betont aber auch, dass dies nur erste Überlegungen im Zuge der gerade begonnenen naturnahen Umgestaltung des Loreley-Felsens im Herzen des Welterbes Oberes Mittelrheintal seien. So sei auch das Aussehen der neuen Statue noch offen. Sie könnte stilisiert oder realistisch gestaltet werden. Aufgestellt werden soll sie bis zur Fertigstellung des geplanten Landschaft- und Kulturparks im Jahr 2018 – oder vielleicht auch etwas später.
Der Sage nach kämmt die schöne Zauberin Loreley 132 Meter über dem Rhein ihr langes güldenes Haar. Da- mit lockt sie fremde Schiffer gegen die von reißenden Strömungen umspülten Schieferfelsen in den Tod. Einheimischen Fischern hingegen weist sie den Weg. Bereits seit dem 19. Jahrhundert gilt das Loreley-Plateau als Inbegriff der Rhein-Romantik. Der Strom zwängt sich hier durch einen nur 130 Meter breiten, aber 22 Meter tiefen Engpass.
Die erste Loreley-Statue hat seit Ende der 1970er Jahre auf dem RheinFelsen neben dem Berghotel gestanden, das nun zugunsten des neuen Landschaftsparks abgerissen werden soll. Daher hat ein Bagger die Steinstatue kürzlich um wenige Hundert Meter versetzt. Der Chef von Freilichtbühne und Biergarten, Ulrich Lautenschläger, hat die mehr als drei Tonnen schwere Steinstatue eines italie- nischen Künstlers nach eigener Aussage von den einstigen Hotelbesitzern bekommen: »Ich habe sogar eine Schenkungsurkunde.« Die Sagengestalt hat nun auf seinem Gelände ei- nen Standort mit schönerer Aussicht auf Vater Rhein in der Tiefe sowie die beiden Höhenburgen Katz und Maus.
Nur um wenige Meter versetzt werden soll künftig Loreley Nummer zwei. Die 3,30 Meter hohe und 850 Kilogramm schwere Statue ziert seit 1983 unterhalb des Felsplateaus den äußersten Punkt der Hafenmole von St. Goarshausen. »Die Hafeneinfahrt wird irgendwann erweitert, damit auch größere Schiffe reinkommen«, sagt der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen, Bernhard Meßmer. Dafür müsse die Mole verkürzt werden. Das könne aber noch Jahre dauern, sei noch »in der Vorplanung«.
Die Vorgeschichte dieser LoreleyStatue reicht bis 1969 zurück. Damals sorgte St. Goarshausen mit einem Wettbewerb zur leibhaftigen Darstellung der Sagengestalt für Schlagzeilen. Mehrere Hundert Künstler aus aller Welt schickten Entwürfe ein. Diese reichten von einem übergroßen schwebenden BH über einen riesigen Frauenmund und eine überdimensionale Harfe bis zu einem gigantischen Frauenbein als Aussichtsturm. Doch es kam zu keiner Entscheidung, das Projekt verlief wegen Geldmangels im Sand.
Später sprach der stellvertretende Vorsitzende der Loreley-Touristik, Uli Lenz, von einem »großen PR-Gag« und der Hoffnung auf einen Sponsor. Zu Recht: Die russischstämmige Schwedin Natascha Alexandrova Prinzessin Jusopov hörte von dem Projekt. Jahre später gestaltete die Schülerin eines Schülers des französischen Bildhauers Auguste Rodin eine nackte Bronze-Loreley und schenkte sie St. Goarshausen. Per Rheinfähre reiste die Statue im Sommer 1983 zur Hafenmole. Ein Autokran hievte sie schließlich auf ihren Sockel.
Auch das Aussehen der neuen Statue ist noch offen. Sie könnte stilisiert oder realistisch gestaltet werden.