So findet der Krieg kein Ende
Zu »Hauen und Stechen zum Ende eines Dialogs«, 5.10., S. 1
Offiziell wird das Scheitern der russisch-amerikanischen Syrienverhandlungen der russischen Seite angelastet. Dass daran der verhängnisvolle »regime-change«-Kurs der USA und ihrer Verbündeten keinen geringen Anteil hat, lässt sich wohl kaum leugnen.
In der jüngsten russisch-amerikanischen Syrienvereinbarung war festgelegt worden, dass sich die sogenannten »moderaten Rebellen«, die die USA als Bündnispartner betrachten, von den als terroristisch eingestuften Milizen trennen bzw. distanzieren müssen. Warum ist diese Fest- legung von der US-Seite in Aleppo nicht umgesetzt worden? Dort bedienen sich die Rebellen fortgesetzt der Unterstützung fundamentalistischer Terrorgruppen, allen voran der von den Golfstaaten finanzierten NusraFront, die sich um Waffennachschub keine Sorgen machen muss.
Weiterhin fällt auf, dass die Verbrechen der zahlreichen Terrororganisationen, die auf syrischem Territorium operieren, weitgehend im Dunkeln bleiben. Dafür sorgen die »oppositionsnahe Berichterstattung« und sogenannte Aktivisten mit Sitz in Riad, London und Istanbul. Seltsam ist zudem, dass die in Aleppo Eingeschlossenen die vereinbarten Fluchtkorridore nie in Anspruch genommen haben. Warum nicht? Werden die Menschen dort eingeschüchtert oder als Geiseln genommen?
Und noch etwas ist zu hinterfragen: Vor dem Angriff auf den Hilfskonvoi der UNO mit 20 Toten drohte das US-Bombardement auf die syrischen Regierungstruppen mit 90 Toten die amerikanisch-russischen Syriengespräche zum Scheitern zu bringen. Der eine Vorfall wurde als bedauerliches »Versehen« aus dem Fokus genommen, der andere war als vorsätzliches Verbrechen in aller Munde. Die Klage der syrischen Seite hat die UNO kaltblütig abgeschmettert. Anstatt beide Vorfälle ernst zu nehmen, gerecht aufzuarbeiten und einen Konsens zu finden, der ein Weiterverhandeln ohne Parteinahme für eine Seite ermöglicht hätte, setzt die UNO den Schlingerkurs mit wechselseitigen Schuldzuweisungen fort. So findet der Krieg kein Ende. Gesina Braun, Spremberg