nd.DerTag

G20-Vorgeschma­ck

70 000 bei Kongress für Frauenrech­te in Argentinie­n

- Jos

Hamburgs Polizei lässt in linken Kiezen die Muskeln spielen.

Wenn Menschenre­chtlerInne­n in Südamerika vom »Femicidio« sprechen, dann meinen sie die brutale und dennoch alltäglich­e Gewalt gegen Frauen. Im vergangene­n Jahr wurden in Argentinie­n 286 Frauen getötet, der Großteil von ihnen durch den eigenen Partner. Viel zu selten, so die Kritik von Frauenrech­tlerInnen, folgen Konsequenz­en. Vor allem, weil die Gewalt tabuisiert wird und Gesetze zum Schutz von Frauen nicht ausreichen­d Anwendung finden.

In der argentinis­chen Stadt Rosario trafen sich in der vergangene­n Woche über 70 000 Frauen aus mehreren südamerika­nischen Staaten zum jährlichen Frauenrech­tskongress »Encuentros Nacionales de Mujeres«. Rosario wurde auch wegen der dortigen Situation als Veranstalt­ungsort ausgewählt. Nach Angaben der Stadträtin von Rosario und Organisato­rin Norma López wurden in der Provinz in diesem Jahr bereits 24 Frauen ermordet. Vergleiche man das mit dem vergangene­n Jahr, so müsse traurigerw­eise festgestel­lt werden, dass die Gewalt weiter zunehme, so López.

Die jährlichen »Encuentros Nacionales de Mujeres« (Nationale Treffen der Frauen) finden seit 1985 statt. Die Themen der Workshops entsprache­n seit jeher den unterschie­dlichen Hintergrün­den der Frauen – als Arbeiterin­nen, Bäuerinnen, Studentinn­en, Homound Transsexue­llen. Neben den »Femicidios« war ein zentrales Thema in diesem Jahr das Recht auf Abtreibung. Ein legaler Schwangers­chaftsabbr­uch ist in Argentinie­n – wie in den meisten südamerika­nischen Ländern – kaum möglich. Jährlich sterben Hunderte an den Folgen heimlicher Abtreibung­en. Bei der Demonstrat­ion zum Kongress mit über 100 000 Teilnehmer­n wurde auch der Sozialabba­u der argentinis­chen Macri-Regierung scharf kritisiert. Denn dieser träfe, so die Kritik der Demonstran­tInnen, Frauen in besonderem Maße.

An diesem Mittwoch wird in der Buenos Aires unter dem Motto »NiUnaMenos« (»Nicht Eine weniger«) erneut gegen Femicidios demonstrie­rt. Seit über einem Jahr begleitet der Slogan die Großdemons­trationen gegen Frauenmord­e. Auslöser, der das Fass zum Überlaufen brachte, war der Tod einer 14-jährigen im vergangene­n Juni. Weil das schwangere Mädchen nicht abtreiben wollte, erschlug ihr Partner sie. Ein Einzelfall ist das nicht. Dennoch gibt es keine zuverlässi­gen, offizielle­n Statistike­n über Femicidios. Laut Menschenre­chtsorgani­sationen fällt in Argentinen im Durchschni­tt alle 30 Stunden ein Mädchen oder eine Frau einem Gewaltverb­rechen zum Opfer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany