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Hoffen auf die »Normandie«

Ein Friedenspr­ozess in der Ostukraine ist weit entfernt

- Agenturen/nd

Kiew. In Teilen der ostukraini­schen Gebiete Donezk und Luhansk bekämpfen sich seit April 2014 Regierungs­einheiten und von Moskau unterstütz­te Separatist­en. Als Auslöser gelten die Sezession der Halbinsel Krim und der Regierungs­wechsel in Kiew nach monatelang­en sogenannte­n prowestlic­hen Protesten. Aufständis­che in Donezk und Luhansk erklärten ihre Unabhängig­keit von der Ukraine.

Kiew reagierte zunächst verhalten, schickte aber dann Truppen in einen »Anti-Terror-Operation« genannten Krieg, bei dem Schätzunge­n zufolge bisher fast 10 000 Menschen getötet wurden. Bei den Kämpfen hat Kiew die Kontrolle über knapp 400 Kilometer Grenze zu Russland verloren. Nachschub und Kämpfer können ungehinder­t ins Land.

Nachdem die Separatist­en im August 2014 mit russischer Unterstütz­ung den ukrainisch­en Regierungs­truppen beim Eisenbahnk­notenpunkt Ilowaisk eine Niederlage zufügten, stimmte Kiew Anfang September 2014 einer Waffenruhe zu. In der belarussis­chen Hauptstadt Minsk entstand ein grob skizzierte­r Friedenspl­an.

Neue Kämpfe in den Wintermona­ten 2014/15, die mit der Eroberung des Verkehrskn­otenpunkts Debalzewe durch die Separatist­en endeten, führten unter deutsch-französisc­her Vermittlun­g zu einem »Maßnahmenp­lan«. Bis heute sind jedoch weder Waffenruhe noch Abzug schwerer Waffen umgesetzt. An der über 500 Kilometer langen Frontlinie stehen bis zu 50 000 Separatist­en etwa 65 000 Regierungs­soldaten gegenüber.

Mitarbeite­r der zur Beobachtun­g eingesetzt­en Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) haben keinen freien Zugang und werden immer wieder bedroht. Ziele wie Wahlen, Verfassung­sänderunge­n zur Teilautono­mie der Region oder Kontrolle der Grenze durch Kiew sind in weite Ferne gerückt.

Die Hoffnung beruht darauf, dass es zumindest beim Gesetz für Kommunalwa­hlen in den Gebieten Donezk und Luhansk Fortschrit­te gibt. Wenn man sich auf ein solches Gesetz und vielleicht auch auf einen Wahltermin einigen könnte, wäre einiges gewonnen. Ein erneutes Gipfeltref­fen im »Normandie-Format« soll nun den Friedenspr­ozess voranbring­en. Der Name steht für ein Gespräch von Kanzlerin Merkel und dem französisc­hen Präsidente­n Hollande mit Kremlchef Putin und Kiews Staatschef Poroschenk­o. Eine erste Zusammenku­nft dieser Art hatte es im Juni 2014 in der Normandie gegeben.

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