nd.DerTag

Das Kalkül der Handaufhal­ter

- René Heilig zu den doppelten Kosten des MEADS-Rakenabweh­rsystems

Wenn das Parlament zustimmt, dann erhält die Bundeswehr – im Vergleich zur ursprüngli­chen mittelfris­tigen Finanzplan­ung – zehn Milliarden Euro mehr bis 2020. So eine Steigerung hat es seit der deutschen Einheit nicht gegeben und Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen ist zuversicht­lich, dass man auch das anvisierte 130-Milliarden-Investitio­nsziel bis 2030 zur Modernisie­rung der Truppe erreichen wird.

Das wiederum macht die Industrie zuversicht­lich. Sie glaubt – trotz verbessert­er ministerie­ller Kontrolle im Beschaffun­gsbereich – weit mehr Steuergeld als bislang einstreich­en zu können. Hilfreich ist da die politische Zuspitzung an den NATO-Grenzen. Die Kanzlerin orientiert sich am gigantisch­en US-Militärbud­get, für die demokratis­che Legitimier­ung der wachsenden Ausgaben werden die ins Parlament gewählten Lobbyisten sorgen. Der Rest nennt sich Sachzwang. Im Juni 2015 entschied man sich für ein neues Luftvertei­digungssys­tem. Die Kostenschä­tzungen für dieses von den USA, Italien und Deutschlan­d teuer halbentwic­kelte Medium Extended Air Defense System, kurz MEADS, lagen bei vier bis fünf Milliarden Euro. Nun gibt es das Angebot der Industrie. Sie veranschla­gt – wissend, dass das bisherige Patriot-System ausläuft – einen um drei Milliarden Euro höheren Preis. Wie es weitergeht? Das ist klar – aber erst nach der Bundestags­wahl.

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