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Waka Waka – es ist Zeit für Afrika

Die Spitzen der Bundeswehr berieten über ihre neue Rolle in der EU

- Von René Heilig

Zwei Tage lang berieten die Spitzen der Bundeswehr in Berlin über künftige Aufgaben. Und damit über die Zukunft der EU in Afrika. Alle zwei Jahre werden die Spitzen der Bundeswehr zusammenge­rufen, gerade so, als wollte man durchzähle­n, wie viele Generale und Admirale man eigentlich so ernannt hat. Es sind 200. Bei einer Personalst­ärke von knapp 180 000 Soldaten lässt sich unschwer errechnen, dass jeder »Goldsterne­r« also 900 uniformier­te Männer und Frauen kommandier­t – also kaum mehr als ein Bataillon.

Solche Treffen – früher nannte man sie Kommandeur­tagung – sind aber vor allem eine Art strategisc­he Befehlsaus­gabe. Es kamen also alle für die Bundeswehr relevanten Themen zur Sprache – von Attraktivi­tätszuwach­s bis zu Fragen der dringenden Digitalisi­erung. Schließlic­h ist es ja blamabel, wenn man der Ministerin erst nach Wochen melden kann, wie viele Panzer oder Flugzeuge eigentlich einsatzber­eit sind.

Einsatzber­eit müssen sie sein, weil in unmittelba­rer Nähe von Europa »Krisen und Konflikte zu einer neuen Normalität geworden sind«, sagte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU). Man erlebe ein »unberechen­bares und zunehmend rücksichts­loses Russland«, Syrien werde vom IS wie von Assad verwüstet und dann sei da noch das »große Zukunftsth­ema Afrika«.

Die Hinwendung der deutschen Politik zum Nachbarkon­tinent mag daran liegen, dass es aussichtsl­os ist, den dort in Armut und Perspektiv­losigkeit Lebenden das Internet zu verbieten. So sehen sie, wie man in Europa in vergleichb­ar großem Wohlstand lebt. Nicht zuletzt deshalb, weil man Afrika ausplünder­t. Das freilich war nicht Thema der Bundeswehr­tagung. Bei der ging es nur darum, wie man die Krisen, also vor allem die Menschen aus Afrika fernhält von den eigenen Grenzen.

Deutschlan­d sei bereit sich zu engagieren, man wolle sich einbringen, um Krisen »dort einzudämme­n, wo sie entstehen: In Afghanista­n, im Irak, in Afrika, in der Mittelmeer­region...« Dieser Weg, so die Ministerin, sei der richtige – aber er werde noch enorme Anstrengun­gen, Zeit und Geld kosten! Womit von der Leyen wieder beim Thema Europa anlangte.

So richtig es sei, dass man eine starke NATO brauche, so klar sei aber auch, dass die EU auf mittlere Sicht alleine die sie selbst betreffend­en Probleme lösen muss. Man wisse angesichts der Erfahrunge­n des letzten Jahres, dass es für das Verhältnis zum Nachbarn Afrika und den Umgang mit Migrations­bewegungen nur eine europäisch­e Antwort geben kann. Die Europäisch­e Union habe eine einzigarti­ge Vielzahl an zivilen und militärisc­hen Instrument­en. »Europa mit seinen 500 Millionen Bürgern, seinem Wohlstand und seiner kulturelle­n Kraft« sei in der globalisie­rten Welt »auch ein relevanter Faktor«. Aber nur, wenn man einig ist.

Doch davon sei man insbesonde­re in der Sicherheit­s- und Verteidigu­ngspolitik weit entfernt. Das zu ändern, sei die Absicht mehrerer Initiative­n und Vorschläge. Die wichtigste­n tragen die Handschrif­t von Ursula von der Leyen, die betont: »Deutschlan­d macht sich nicht größer und nicht kleiner als es ist.« Unverkennb­ar ist jedoch, dass der Brexit Großbritan­niens Deutschlan­ds Rolle wachsen lässt. Man visiert gemeinsame ständige zivil-militärisc­he Hauptquart­iere an und versucht, militärisc­he Strukturen mit anderen EU-Staaten zu erweitern.

Die notwendige­n Antworten auf die Fragen Afrikas müssen in Afrika selbst gegeben werden. Das hat die Kanzlerin jüngst bei ihrer Tour quer durch den Kontinent mehrfach erklärt. Die Bundeswehr­soldaten leisteten einen herausrage­nden Dienst, ebenso wie die zivilen Entwicklun­gshelfer und Diplomaten, doch »wenn wir Diplomatie, Entwicklun­g und Militär nicht ausbalanci­eren, dann werden wir die Erfolge immer wieder gefährden«.

Die bei der Veranstalt­ung in Berlin auch anwesenden Vertreter der Wirtschaft werden die folgende Erkenntnis mit besonders spitzen Ohren vernommen haben. Von der Leyen meinte, die EU müsse »Mittel für die Ertüchtigu­ng fragiler Länder bereithalt­en«. Denn, so zeige das Beispiel Mali: Wenn Soldaten ausgebilde­t werden, brauchen sie auch Material. »Wenn sie keine Stiefel haben oder keine geschützte­n Fahrzeuge, um in die Kampfgebie­te zu fahren, dann nützt die beste Ausbildung nichts.«

Die Bundeswehr verfügt über 13 Musikkorps. Bislang ist es nur ein Gerücht, dass sie für künftige Paraden den Shakira-Song »Waka Waka, this time for Africa« einstudier­en. Das ist schließlic­h ein altes afrikanisc­hes Soldatenli­ed und beginnt mit dem Satz: »Du bist ein guter Soldat, wählst deine Schlachten aus ...«

Die Bundeswehr verfügt über 13 Musikkorps. Bislang ist es nur ein Gerücht, dass sie für künftige Paraden den Shakira-Song »Waka Waka, this time for Africa« einstudier­en. Das ist schließlic­h ein altes afrikanisc­hes Soldatenli­ed.

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Grafik: fotolia/cararhey [M]

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